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Ein Einblick in die Internationale Jugendjury beim Filmfest Dresden 2017

 

Das Filmfest in Dresden ist ein jährlicher Höhepunkt der Kulturszene. Eine Woche lang sind die Kinoprogramme voll mit spannenden internationalen und nationalen Kurzfilmen. Natürlich gibt es auch einige Preise zu gewinnen. Einen Preis durfte die Jugendjury verleihen. Der goldene Reiter für den internationalen Wettbewerb wurde vom Medienkulturzentrum Dresden und dem Programmkino Ost gestiftet. Janek Wuigk war Mitglied in der Jugendjury und berichtet von seinen Erfahrungen.

Es war eine unheimlich vielseitige, spannende Woche, welche ich zusammen mit Raphael und Lisa erleben durfte. Einen Großteil davon verbrachten wir in der Schauburg. Da hieß es mehrere Tage hintereinander gucken, streiten, herausstreichen. Filme die nicht verschiedener sein könnten zu debattieren, ist wirklich nicht gerade einfach. Manchmal ist man aufgrund der Vielfalt auch selbst hier und da angeekelt oder abgestoßen, das gehört dazu. Manchmal ist es dafür umso überraschender, was die Filmemacher*innen sich so alles Tolles ausgedacht haben.

Als Jugendjury hatten wir eine super Betreuerin. Sie hat uns empfohlen, dass wir erstmal drei Filme pro Wettbewerb herausstreichen. Wir hatten aber vollkommene Freiheit, was den Entscheidungsvorgang anging. Vorher haben wir aber noch relativ neutral die Qualitäten und Schwachstellen der jeweiligen Filme genannt. Dann haben wir uns noch entschieden, den besten Film des jeweiligen Blocks ein Plus zu geben und eine Markierung für potenzielle lobenswerte Erwähnungen. Diese fallen meist aus der Kategorie für Preisanwärter, verdienen jedoch Anerkennung für ihre coolen Ideen.

Preisverleihung Filmfest 2017 am 08.04.2017 in Kleines Haus in Dresden . Foto: Oliver Killig

Doch nicht nur das war schwierig. Irgendwie hatte ich ab und an ein kleines Problem aufzustehen und zu winken, als die Jugendjury anmoderiert wurde: Wenn mein Name kommt? Oder wenn sie klatschen? Überhaupt aufstehen? Einmal stand ich auch noch leicht gebückt da, weil ich mich nicht entscheiden konnte, das war etwas komisch.

Der goldene Reiter geht an…

Ein anderer toller Aspekt vom Jugendjurysein war der Zugang zu jeder Veranstaltung des Filmfests (und alkoholfreie Freigetränke in der Schauburg,). Außerhalb vom Internationalen Wettbewerb war der Besuch der mitteldeutschen Filmnacht, eine Veranstaltung mit vielen umwerfenden und wirklich charmanten Ideen, die einen zum Lachen, Staunen und Nachdenken brachten. Dort traf ich auf Gwan, ein syrischer Geflüchteter, dessen Film, bei dem er mitwirkte, gezeigt wurde. Zufällig kannte ich ihn schon über eine Freundin schon vorher und er hat mir schon bei der Eröffnungsveranstaltung gewunken. Ich sah tatsächlich so viele bekannte Gesichter und Freunde, dass ich nochmal ein Gefühl für die Größe und Verankerung vom Filmfest in Dresden bekam.

Auch die offenen Veranstaltungen des Open Air-Kinos hatten eine überraschend gute Bild und Ton Qualität und sind bei gutem Wetter nur weiter zu empfehlen!

Preisverleihung Filmfest 2017 am 08.04.2017 in Kleines Haus in Dresden . Foto: Oliver Killig

Am Donnerstag, zwei Tage vor Preisverleihung, haben wir dann, da jeder Block einen Film besaß der auffiel, die Top 6 zusammengetragen und ab hier ergaben sich die verschiedensten Geschmacks- und Meinungskonstellationen. Raphael und ich gegen Lisa – Lisa und Raphael gegen mich und so weiter, es wurde erbittert verteidigt und oft tat es allen irgendwie leid, wenn ein weiterer Film gehen musste. Als wir uns dann zu den Top drei gekämpft haben, schliefen wir eine Nacht darüber und trafen dann nach erneuten Sichten der Top 3 bei Steffi die Entscheidung für unseren Gewinner. „Planemo“ von Veljko Popvić, da er durch starke Metaphern und einzigartige Animationen Qualitäten mehrerer potenzieller Gewinner vereinte. Ich selbst war anfangs nicht für ihn, da die Interpretation meiner Meinung nach doch etwas schwer ausfiel, doch bin ich sehr glücklich, dass er es doch geworden ist, unter anderem da Veljko uns selbst anschließend noch mal erklärte wie viel dieser Preis  für ihn bedeutet.  In Kroatien hat sich gerade eine nationalistische Regierung geformt,  die  Geldgeber und die Filmszenezene selbst unterdrückt, da die Filme nicht patriotisch genug seien und sonst nichts nützen. Die Aufmerksamkeit durch diesen Preis helfe dagegen etwas zu tun. Außerdem bekamen ein, zwei Filme unserer engeren Auswahl auch Preise, was ein gutes Gefühl gab. Die Preisverleihung brachte wirklich noch mal Herzklopfen und hatte durch die überrumpelten Preisträger eine charmante Atmosphäre. Ein toller Abschluss. So kann ich nur jedem Jugendlichen empfehlen, sich zu bewerben und mit dieser unheimlich dankbaren Arbeit selbst Teil dieses inspirierenden Festivals zu sein!

Text: Janek Wuigk

Fotos: Oliver Killig