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Musik

„Sag niemals ihh“ – Schnipo Schranke im Beatpol

Am 16. März 2017 waren Schnipo Schranke mit ihrem neuen Album „Rare“ im Beatpol. Wir waren dabei: Zwischen Indie-Pop und Liedermacher, zwischen Feministin und Punk.

Daniela Reis und Fritzi Ernst lernten sich beim Musikstudium in Frankfurt kennen, was jedoch für beide zu unkreativ und perfektionistisch war. Um diesem Perfektionismus zu entkommen, gründeten sie 2012 die Band „Schnipo Schranke“ (Schnitzel mit Pommes und Mayonnaise/Ketschup).

Ihren ersten Hit landeten die beiden dann im Internet mit dem Lied „Pisse“, welches – wie viele ihrer Lieder – von der Liebe handelt. Nicht verschnörkelt oder schnulzig, nicht mainstream oder weichgespült, sondern mit Wortwitz und Pipi-Kaka-Humor. Schnipo Schranke treten nicht mit dem Anspruch an, perfekt sein zu wollen. Und gerade das ist das Schöne. Sie singen über Fehler, über Missgeschicke und über intensiv schmeckendes Sperma. Als die Beiden kurz ein paar Worte an das Dresdner Publikum richten wollten, sagten sie, dass sie in der „Scham“-Ausstellung im Hygienemuseum waren, jedoch keine Scham empfunden hätten – und genau so sind ihre Texte.

Schnipo Schranke – Pisse (OFFIZIELLES MUSIKVIDEO) from Daniela Reis on Vimeo.

Mit zwei E-Pianos, Synthesizer und Schlagzeug basteln die Beiden einfache Melodien, die nur schwach erkennen lassen, dass die Beiden ursprünglich mit klassischer Musik ihre Brötchen verdienen wollten. Wenn man gerade nicht über einen Wortwitz lachen muss, kann man die Lieder deshalb auch nach relativ kurzer Zeit mitsingen.

Schnipo Schranke mischen die deutsche Popkultur mit ihrer lockeren Art, ihren Texten und Meoldien zweifelsohne auf – und das ist gut so.

Und so lockten sie auch in Dresden zahlreiche Gäste ins Beatpol unter die Stuckdecke des alten Ballsaals. Von der Tour schon etwas ausgelaugt waren die Musiker umso überwältigter von den Jubelstürmen, die nach jedem Lied ertönten. Sie bedankten sich immer höflich, liebevoll und fast sogar ein bisschen schüchtern bei den Zuschauern. Man merkt also: Die Themen, die besungen werden kommen an!

Der Jubel wurde dem Auditorium mit immerhin drei (!) Zugaben gedankt und selbst nach endgültigem Ende des Konzerts, schallte der Applaus noch einige Zeit nach.

Ausgelassen und fröhlich machten sich die Zuhörer dann auf dem Heimweg, was die Öffentlichen Verkehrsmittel vor eine kleine Herausforderung stellt. Denn: Wer nicht mit dem Taxi oder eigenen Auto nach Hause fährt, fährt mit dem Bus. Mit einem Bus um genau zu sein. Das heißt dann, dass der Bus der um diese Uhrzeit fährt, mindestens bis zum Postplatz fast nur mit Beatpol-Besuchern gefüllt ist. Nach einem guten Konzert ist dies definitiv ein vergnüglicher Abschluss.

Text und Fotos: Elias Amler

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Allgemein

Yahala / Willkommen 20 Uhr bis 7 Uhr // Lange Nacht in Hellerau

„Yahala!“ – Willkommengeheißen wurden wir am 25.02.17 in Hellerau zur langen Abschlussnacht des Festivals „Mashreq to Mahgreb“, der neun Tage Tanz, Musik und Kunst aus der arabischen Welt vorangegangen waren. Der Titel „Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang“ wurde an diesem Samstag umgedreht, und so wurde von 20 Uhr abends bis 7 Uhr morgens das Festspielhaus für diese besondere Nacht geöffnet.
Zum einen war besonders, wie unterschiedlich das Publikum die Veranstaltung besucht hat. Unter den zahlreichen BesucherInnen waren nicht nur viele, die sich als „ZuschauerInnen“ für eine fremde Kultur interessierten, sondern vor allem auch eine große Anzahl, die die arabische Kultur ihre eigene nennt. Während für den einen Teil des Publikums also vieles im Programm neu und unbekannt war, war es für den anderen Teil altbekannt, heimatlich. Das hat die Stimmung der  ganzen Nacht geprägt.
Zum andern kam es zu Situationen, die einem persönlich nicht sehr oft bei Veranstaltungen in Dresden passieren. Auf der Bühne sagt der libanesische Singer/Songwriter Ziyad Sahha etwas auf arabisch an, Gelächter und Antworten aus der Menge folgen, man selbst versteht es nicht, da eine anschließende Übersetzung fehlt. Für einen persönlich natürlich nicht sehr schlimm, aber für viele im Publikum umgekehrt sicher ein Alltagsmoment, der auf Dauer frustrieren kann. ZuhörerInnen, unvertraut mit der arabischen Sprache, nehmen anders an den Auftritten teil, als etwa BesucherInnen, die diese verstehen. Die Klänge und Melodien der Musik Ziyad Sahhabs haben dennoch viel Stimmung transportiert und gaben einem nicht das Gefühl, außenvor zu stehen. Seine Lieder begleiteten die gesamte Nacht, insgesamt fünf Mal stand sein Name auf dem Programmzettel von „Yahala“.
Gestartet ist der Abend mit „Tarab“, einer zeitgenössischen Tanzperformance auf der großen Bühne und geendet mit einem Frühstück und Lagerfeuer im Hof. Dazwischen war die Zeit mit unterschiedlichen Programmpunkten gefüllt, wie Konzerten, einer Offenen Traum-Bühne, einer Teezeremonie oder Auftritten des Dance Lab, allerdings wirklich nicht zu straff. Das Programm der langen Nacht in Hellerau ließ auch Raum für die Spontanität und Beteiligung der BesucherInnen. Das war etwas, was wir vorher nicht so sehr erwartet hatten, was sich aber als gut und auch sehr wichtig herausstellte, da viele der besonderen Momente der Nacht dadurch entstehen konnten. Nicht der ganze Abend war durchgehend besonders aufgeladen oder emotional, aber es gab doch mehrere „magische“, berührende Momente, mit stark zu spürender, verdichteter Atmosphäre im Raum.
Zum Beispiel bei einem der Auftritte von Ziyad Sahhab. Am Rand begann ein alter Mann für sich zu der Musik zu tanzen. Er wird bemerkt und andere Männer und Frauen steigen darauf ein, fangen ebenfalls an zu tanzen, nun auch vor der Bühne. Das war für uns als „Außenstehende“ ein sehr spürbarer, spezieller Moment, die Situation wirkte völlig natürlich, nicht vorbereitet, fast intim. Wir kannten das Lied nicht, hatten keinerlei Verbindung oder tieferen Bezug dazu, wieder wird einem dieser Unterschied im Publikum bewusst, das die Volkslieder so unterschiedlich anhört und aufnimmt. Man fühlte sich wie ein Gast einer fremden Kultur, in die aber sehr gern Einblick gewährt wird. In dem Moment war auch ein Glücksgefühl zu spüren, gemeinsam diese Freude über den schönen Abend teilen zu können, ob arabisch oder nicht arabisch.
Sprachbarrieren sind Teil des Alltags und schaffen häufig ungewollte Distanz zwischen Menschen verschiedener Länder oder Kulturen. Auch an diesem Abend waren sie natürlich präsent, zum Beispiel bei den „Dreams“, bei dem jede/r die oder der wollte sich ans Mikro stellen und von seinen oder ihren Träumen,
Visionen und Wünschen erzählen konnte. Anfangs erzählte eine Frau von ihrer Hoffnung auf mehr Raum für zeitgenössische Kunst in Dresden. Allerdings konnte ohne Übersetzung nicht das gesamte Publikum ihrem deutsch vorgetragenen Traum folgen, es wurde ihr unterschiedlich aufmerksam zugehört. Dieses Problem wurde jedoch in einer späteren Dreamsession spontan und auf eine sehr schöne Art und Weise gelöst. Zwei Frauen standen auf und stellten sich neben den „Hauptträumer“ und übersetzten in ihre jeweilige Landessprache. So konnten alle im Saal verstehen und folgen, alle konnten an seiner Erzählung teilnehmen. Es wurde sich die Zeit für Verständigung und gegenseitiges Verständnis genommen und das war wieder ein besonderer, schöner Moment voll Wärme, Wohlwollen und Gemeinschaft.
Gemeinschaftlich war auch einer der Tänze des Dance Lab, der gegen Ende stattfand und dort zeitlich sehr passend war. Ein verbindender, verschmelzender,
lebendiger Tanz, auf den sich immer mehr Menschen aus dem Publikum einließen, sich erhoben, anschlossen. An den Händen haltend bildete sich ein
dynamischer, zusammenhängender, inniger Körper, der sich fortlaufend, voll fließender Energie durch den Raum bewegte. Musik und Tanz überwinden die gesprochene Sprache, sind eine Sprache ohne Worte, die jeder verstehen kann. Gesprochene Sprache steht im Alltag oft zwischen den Kulturen, deswegen ist es so wichtig die vielen anderen Aspekte einer Kultur kennenzulernen und viele solcher Gelegenheiten des Austausches zu bieten und wahrzunehmen.
Musik, Tanz, Kunst, Essen, … und darum ging es nach unserem Gefühl auch vor allem bei der langen Nacht, um dieses Kennenlernen und das Gemeinsame.
Zu spüren war oft auch ein bittersüßes Sehnsuchtsgefühl, das jeder kennt, der für längere Zeit sein zu Hause verlassen muss. Heimat, Geborgenheit und
Gemütlichkeit hätten noch durch eine liebevollere Dekoration unterstrichen werden können. Die Lounge im Nancy Speero Saal wäre ein guter Ort dafür gewesen.
Gerade die arabische Lebensart erinnert an ausgerollte, bunte Teppiche, geschmückte Lampen, verzierte Kissen und dampfende Wasserpfeifen. In der langen Nacht wurde viel von Frieden gesprochen und die Atmosphäre bei „Yahala“ war ebenfalls sehr friedlich, offen und entspannt. Der Traum und Wunsch von Frieden und Gemeinschaft war gegenwärtig und darin waren sich auch allesamt einig.
Text: Matilda Nitzling
Begleitung am Abend: Wiebke Mahrt
Fotos: Dieter Wuschanski
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Tanz und Theater

Tanzworkshop mit Joel & Ulysse von der Dresden Frankfurt Dance Company

Bon Iver, David Bowie, James Blake und Iggy Pop laufen im großen Saal des Festspielhauses Hellerau. Wir öffnen die Augen und lassen das Licht in uns, bewegen uns im Liegen in den Boden hinein und bewegen uns vor allem nach unseren Gefühlen, manchmal bewegt der Körper aber auch uns – wie das geht, haben wir von zwei Tänzern gelernt.

Die Workshopleiter

Joel und Ulysse geben jedem Teilnehmer des Tanzworkshops am 03. Dezember die Hand und stellen sich vor. Sie werden erst am Ende sagen, dass dies das erste Mal sei dass sie so etwas leiten, aufgefallen jedenfalls ist es keinem. Es sind nur 10 Teilnehmer, zwei Kinder unter ihnen, und die Hälfte ohne jegliche Tanzerfahrung. Englisch? Ulysse kommt aus Frankreich, wo er an der Ballettschule der Opéra national de Paris eine klassische Ausbildung erhielt, bis er 2014 nach Deutschland kam, um seine Ausbildung im zeitgenössischen Tanz zu fortzuführen. Joel, der wohl auffallendste unter den sehr charakteristischen Tänzern der Dresden Frankfurt Dance Company, kommt aus Australien, er sagt auf Deutsch, er könne nur ein bisschen Deutsch. Wir lachen zögerlich. Wie soll man sich Tänzern gegenüber verhalten?

Seinen Körper spüren

Wir gingen also auf die Tanzfläche, ein Kreis wurde gebildet. Hinlegen. Atmen. Spürt euren Körper, wie er reagiert. „Now move your legs.“ Schritt für Schritt bewegten wir jeden Teil unseres Körpers, „And now 10 seconds losing controll, okay? Just as much as you can, 10, 9, 8, …“ , was nach Spaß klingt, war ebenso Entspannung. Nach dem Liegen gingen wir in die „Doggy Position“, bewegten unsere Schultern, brachen zusammen, wiegten nach Hinten, Hüfte. Wir lösten unsere Hände vom Boden, und so kamen wir letztendlich nach und nach zum stehen- nach einem langen Prozess der eigenen Körperwahrnehmung. Man könnte es mit der Evolution vergleichen; wir fühlten uns gut.

 

Nachdem wir uns allein bewegt hatten, bestand die nächste Übung darin, die Tanzbewegungen eines Tanzpartners nachzuahmen- dabei übernahm nicht einer die Führung, sondern es entstand wie selbstverständlich eine gemeinsam ausgeführte Bewegungsabfolge, ohne sich abzusprechen, wann was passiert. Zugegeben, anfangs war viel Lachen dabei, immerhin öffnete man sich nun mit einer Person. Joel und Ulysse gaben dann Anweisung, sich nicht mehr nachzuahmen sondern sich nur noch voneinander inspirieren zu lassen. Mittlerweile tanzten wir alle verteilt auf der ganzen Bühnenfläche, als Joel sagt, wir sollen nun irgendjemand im Raum nachahmen. Und das taten wir. Stellenweise machten wir alle dieselbe Bewegung, wenn einer jemanden nachmachte, der ebenfalls schon jemanden nachahmte… es war ein Spiel, welches jedoch auch eine Ästhetik beinhaltete.

Zappeln, Klopfen und improvisieren

Danach fanden wir uns wieder in einem Kreis zusammen, lockerten noch einmal unseren Körper, bevor wir mit einer weiteren Übung zu zweit jeweils tanzen- oder zappelten: einer „klopfte“ sanft über den Körper des anderen, der sich nach Schnelligkeit und Heftigkeit des Klopfens bewegte. Eine Übung, die besonders den zwei Kindern gefallen hat.  Bevor wir den Höhepunkt des Workshops erreichten, sollte noch einmal jeder sagen, was ihm besonders gefallen hatte und was nicht. All die verschiedenen Bewegungen, die wir die letzte Stunde aktiviert hatten, sollten wir nun in einer zehn-minütigen Improvisationsperformance zeigen und kombinieren. Wir verteilten uns auf der Bühne, manche starteten liegend, manche stehend. Man versuchte, seinen Körper die Musik malen zu lassen, aber auch irgendwie in Zusammenspiel mit den anderen. Wie wir gelernt haben, ließen wir uns von unseren „Kollegen“ inspirieren, manchmal ahmten wir auch nach. Wie das wohl für Außenstehende gewirkt haben soll? Wie ein großes Durcheinander oder doch gewollt, künstlerisch, modern und schön? Während wir tanzten, stellte sich wohl keiner diese Frage, dafür haben uns Ulysse und Joel vorher schon in ein befreites Selbstbewusstsein geführt.

Eine kurze Abschlussrunde, alle sagen, dass es toll war. Befreiend, dass sie etwas gelernt haben. Sei es nun die Selbstwahrnehmung oder die Fähigkeit, mit anderen zu tanzen, nicht nur für sich allein. Jemand sagt, es wäre ein guter Yoga Ersatz, zweimal die Woche diesen Workshop und man sei ausgeglichen.  Die beiden fühlen sich geschmeichelt, sagen, sie haben auch etwas von uns gelernt und sich inspirieren lassen. Dass sie an einem Workshop Konzept arbeiten wollen.

Ein paar Tänzer der Dresden Frankfurt Dance Company kommen auf die Bühne und wärmen sich für das Training auf, während sich ein paar der Workshopteilnehmer noch Musiktipps von Ulysse und Joel geben lassen. Wie man sich Tänzern gegenüber verhalten soll? Die beiden haben sich das wohl auch gefragt: wie sollen wir uns nicht-Tänzern gegenüber verhalten? Während dieses Workshops sind wir alle gleich geworden, egal welchen Beruf wir hatten- und am Ende sind wir doch alle nur Menschen, die eines wollen: glücklich sein!

Merci beaucoup pour ce workshop!

Text von Bianca Kloß
Fotos von Sabrina Spurzem

Titelfoto: dresdenfrankfurtdancecompany.com

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Theater

Sherlock Holmes und die Schnecken von Eastwick im Boulevardtheater

Meike und Sabrina waren im Boulevardtheater Dresden bei Sherlock Holmes und die Schnecken von Eastwick. Ihre Meinung zu Spannung, Bühnenbild und Musikeinsatz werden im Video diskutiert.

Produktion: Sabrina Spurzem und Meike Krauß

Szenen Foto: Robert Jentzsch/ Boulevardtheater

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Musik

TACHO und Gringo Star im Ostpol

Wir waren im Ostpol und haben der Dresdner Band TACHO und der Indie-Rock Band Gringo Star aus den US gelauscht. Eine Radio – Konzertkritik mit Foto Slideshow.

Text und Produktion: Meike Krauß

Fotos: Matilda Nitzling

Das Video zum Song „Rotten“ von Gringo Star

Noch mehr Konzerte im Ostpol

Noch mehr zu Gringo Star

Zur Facebook Seite von TACHO

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Film

Hochspannung im Netzwerk der Film „Nerve“ mit Emma Roberts und Dave Franco

Im Jugend Action Thriller Nerve geht es um die High School Schülerin Vee (Emma Roberts) die an einen Online Spiel teilnimmt. Dabei bekommt sie von den Zuschauenden immer wieder Challenges gestellt, die sie dann für Geld und Internetfame ausführt. Vom harmlosen Kuss werden die Aufgaben immer verrückter und sind sogar lebensgefährlich. Immer an ihrer Seite ist Ian (Dave Franco) der auch am Spiel teilnimmt und mit dem sie gemeinsam dafür kämpft in das Finale zu kommen.

Wer aussteigt verliert

Sydney ist Vees beste Freundin und schon eine Weile beim Spiel Nerve aktiv. Sie kämpft darum in die TOP 10 zu kommen und ist neidisch auf Vee, da sie plötzlich sehr viele Watcher bekommt und ihre Klickzahl in wenigen Stunden überholt.

Sobald man eine Aufgabe nicht schafft, wird man automatisch vom Spiel ausgeschlossen und verliert auch all seine Gewinne. Das treibt die Player natürlich an immer weiter zu machen und für jede Aufgabe noch einen Schritt weiter zu gehen. Angefeuert von der Community.

GoPro Actionszenen

Der Film hat unglaublich viele spannende Momente, an denen man kurz den Atem anhält und hofft, dass auf dem Bildschirm alles gut geht. Die Bildgestaltung ist ein stimmiger Mix zwischen Hollywood Kino und YouTube Ästhetik. Immer wieder kommen GoPros und Handykameras zum Einsatz, die visuell aus dem Film ein abwechslungsreiches Sehvergnügen machen. Gerade actionreiche Szenen, wie eine schnelle Motorradfahrt oder Skateboardszenen, werden dadurch noch aufregender. Diese Art von Gestaltung lässt die Szenen auch realer wirken, da wir über soziale Netzwerke viele solcher YouTube Videos kennen, die wir mehrmals täglich konsumieren oder auch produzieren. Bildschirme betten sich transparent in das Kinobild ein und lassen dich subjektiv mit den Darstellern auf die Bildschirme sehen. Diese Effekte sind großartig gemacht. In der deutschen Version des Filmes wurden sogar die Chattexte neu geschrieben und nicht nur mit Untertiteln übersetzt.

 

Wie im echten Leben … ?

Die Gestaltung der App „Nerve“ orientiert sich stark an der real existierenden App Periscope bei der Menschen per Handy live aus ihrem Leben berichten und Zuschauer Kommentare abgeben oder ihren Zuspruch mit Herzen aussprechen.
Das Thema ist aktuell und super gewählt. Einige werden sicher an den Punkt kommen ihre eigenes Verhalten in sozialen Netzwerken zu reflektieren. Das faszinierende an dem Film ist, dass man hinterher nicht sagen kann es ist ja nur ein Film. Vieles, was im Film bis zum Absurdum abgebildet wird, passiert in der Realität. Die App nimmt alle deine Daten von Profilen, die du im Internet hast und bastelt dir darauf aufbauende passende Challenges, die dich herausfordern und nicht einfach nur ein witziger Scherz sind.

 

Die Regisseure Ariel Schulmann und Henry Joost haben extra für den Film auch amerikanische YouTube Stars gecastet. Der Cartoonist und Künstler „The Fat Jewish“ tritt zum Beispiel als Tätowierer auf. Großartig ist aber auch der Nebendarsteller, gespielt vom Musiker Machine Gun Kelly (Bild oben). Er spielt die Figur Ty, der versucht neben Vee und Ian ins Finale kommt und den Wettbewerb unbedingt gewinnen will. 
Die Hauptdarsteller*innen haben herausfordernde Rollen die über das High School Film Klischee hinausgehen und Spannung erzeugen, wenn sie bis an ihre Grenzen gehen.

ABER

Je länger man den Film Nerve schaut, desto unlogischer wird er. Das Drehbuch von Jeanne Ryan wirft einige Fragen auf. Laut Film spielen die Figuren Ty und Ian schon lange das Spiel Nerve und arbeiten bereits Monate auf einen Sieg hin. Vee schafft es innerhalb von einer Nacht ins Finale. Zum Ende tauchen immer mehr vermummte Menschen auf, die die Hauptdarsteller zum Finale leiten und ihnen im Real Life Aufgaben geben statt wie vorher über die App. Eigentlich müssen die Spieler scheitern, um nicht ins Finale zu kommen. Warum Ty plötzlich ausgeschlossen wird ist nicht klar.

Die Rettung – Achtung Spoiler

In einer Arena stehen sich die Finalisten Vee und Ian mit Waffen gegenüber. Plötzlich springt Ty über den Zaun und will noch einmal seine Chance wahrnehmen zu gewinnen. „Dann erschieß mich doch“, fordert Vee und die Online –  Community stimmt plötzlich über ihr Leben ab.

Sehr theatralisch schafft es am Ende Vees Highschool Freund Tommy mit seinem Hackerclub alle User*innen der App zum ausloggen zu bewegen. Ein schöner Moment, der noch einmal bewusst den Zeigefinger hoch hält, dass es nicht die Creator von Internetinhalten Schuld sind, sondern sehr oft die Zuschauer, die so etwas sehen wollen.

Text: Meike Krauß

Bildmaterial: Presse Bilder Studiocanal

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Tanz und Theater

FRAGILAND – Tanzperformance in Hellerau beim Festival „Shifting Realities“

Interkulturelle Tanzperformance von Jacobs, Koné, Manjate, Till – 2017

Vier ineinander verschlungene Tänzer stehen im Spot. Leicht wiegend, mit den Gesichtern einander zugewandt. Zwei Frauen. Zwei Männer. Zwei Weiße. Zwei Schwarze. Leicht tänzelnd. Vertieft. Intim. Im Einklang. Doch es dauert nicht lang und aus dieser scheinbar harmonischen Nähe und Verbundenheit wird unausgewogene Distanz. Als würde das Quartett noch versuchen das Ungleichgewicht in seinen Ursprungszustand wieder zurückzuholen, beginnen die Tänzer zu klammern, zu zerren. Es wird unruhig auf der Bühne. Ein Knäul. Ein Handgemenge. Bis sich eine Tänzerin komplett von der Gruppe lösen kann. Sie greift zum Mikrofon und richtet sich direkt an das Publikum. Im Reporterstil will sie die unruhige Situation entschlüsseln. „Here we can see three different characters. One of them feels uncomfortable.“ Es ist der weiße Mann. Was ist los mit ihm? Sie zeigt Körpereinsatz, möchte Antworten auf ihre Fragen. „He’s stressed“, erklärt die schwarze Tänzerin hektisch. Weiteres Zerren und Stoßen. Die Reporterin stürzt. Sie interpretiert das Verhalten des weißen Mannes anders: „He’s afraid.“ Willkommen in Fragiland, einer afrikanisch-europäischen Tanzperformance, die im Rahmen des zweijährigen tänzerischen Austauschprojekts „Shifting Realities“ produziert wurde.

Partnerprojekt zwischen Dresden, Düsseldorf und Toubab Dialaw (Senegal)

Das Projekt, das in Kooperation zwischen HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste Dresden, dem tanzhaus nrw Düsseldorf und dem senegalesischen Tanzzentrum  École des Sables Toubab Dialaw entstanden ist, wird von der Bundeskulturstiftung im Rahmen des Turn-Programms gefördert. „Shifting Realities“ ermöglicht künstlerischen Austausch zwischen europäischen und afrikanischen Tänzern sowie Choreografen. Die jeweils andere Tanzkultur mit ihren individuellen Produktionskontexten und Ästhetiken wird so hautnah erlebt, um abseits von einseitigen Realitätskonstrukten verbindende, interkulturelle, zeitgenössische Tanzperformances zu realisieren.

Zerreißprobe des interkulturellen Dialogs

Interkultureller Austausch findet oft einseitig statt. Das wird auch den Zuschauern von Fragiland vermittelt. „We are facing a group of almost white people to enter into a dialogue about race“, so die weiße Reporterin. Ein interaktiver, physischer Dialog ist somit notwendig. Stress kann zu einem intensiven Dialog gehören, Angst und insbesondere Zerbrechlichkeit, wie der Titel Fragiland bereits suggeriert.
Jason Jacobs aus den USA, Souleymane Ladji Koné aus Burkina Faso, Kátia Manjate aus Mosambik und Anna Till aus Deutschland lassen Gefühle in all ihren Facetten zu, um in Fragiland einander zu verstehen, sich selbst zu erklären, einander misszuverstehen, voneinander zu lernen und vor allem gemeinsam, bis zum Äußersten zu gehen und zusammen von der Zerreißprobe des interkulturellen Dialogs zu erzählen.

 

Mal gelingt eine Annäherung über Dominanz, in dem die Weißen den Schwarzen diktieren, was zu tun ist. Mal können die Schwarzen die Weißen zum Nachtanzen anleiten. Harmonie trifft auf Dominanz. Stärke auf Zerbrechlichkeit. Energiegeladene Freude auf ernsthaftige Vergangenheitsbewältigung. Gesprochene Sprache auf feinfühlige Körperlichkeit.

Echos, Vibrationen und Verzerrung

Das Sounddesign ist an diese tänzerischen Wechsel und Bewegungsstile angepasst. Mal wird mit vollem körperlichen Bodenkontakt getanz, mal leicht schwebend durch die Luft. Echos und Stimmenverzerrung, Klänge, Vibrationen, Bässe. Harmonisch pulsierende Melodien gehen über in hektisch zuckende. Mal unterstützt die Musik die Bewegungen. Mal distanziert sie sich vom Bühnengeschehen, was zu einem faszinierenden Kontrast führt.

Gemeinsam zu einem Miteinander

Schließlich präsentiert die Performance dem Zuschauer die Verschmelzung der verschiedenen Tanzformen. Es wird nicht vorgetanzt, nachgetanzt oder weggetanzt, es wird miteinander auf einer Augenhöhe getanzt. Auf dem Weg zu dieser Verschmelzung haben die Tänzer angefangen sich zu entkleiden.

 

Während die schwarze Tänzerin ihr Kleid ausgezogen hat, tragen die restlichen drei TänzerInnen ihre Hosen wie Fußfesseln um ihre Knöchel. Doch die Fesseln der postkolonialen Zwänge und Clichés hindern sie nicht daran, gemeinsam zu tanzen und zu verstehen.

„I am over.“

Das Quartett tanzt ausgelassen miteinander. Zu viert und zu zweit im Wechsel. Dann greift die schwarze Tänzerin zu einem Stiefel, platziert ihn auf ihrem Kopf und beginnt zu tanzen und zu erzählen. Die ganze Zeit balanciert sie den Stiefel, der als Sinnbild für Unterdrückung und Last steht. Einige Szenen zuvor hat sie auf die Frage „Where are you from?“ bereits mit „War.“ geantwortet. Nun greift sie die Thematik erneut auf: „I am over because I lost my feet. I lost my legs during the war. […] I am over, because I lost the war. I lost my country. I lost my president. I lost my identity during the war. I lost my father. I lost my friends during the war. […] My country lost my feet, lost my dancemovement. I am lost. My dress lost my dance. My dance lost my identity. I am over.“ So wechselt die Performance wieder einmal aus ihrer soeben noch dargebotenen kollaborativen Unbeschwertheit in die individuelle Zerbrechlichkeit. Die Suche nach Identität, ein Gefühl der Entwurzelung durch koloniale sowie postkoloniale  Machtausübungen. Tanz versteht sich so auch als Abschütteln von Unterdrückung, Fremdbestimmung, Vormundschaft und  Ausdruck von Freiheit und Identität.

Zurück zum zerrenden, klammernden, stoßenden Knäul

 

 

Wurde die Tänzerin gerade noch harmonisch von ihren Mittänzern begleitet, so finden die drei nach ihrer Darbietung zum zerrenden, klammernden, stoßenden Knäul der Eingangsszene zurück. Die schwarze Tänzerin ergreift nun das Mikro: „Here we can see three different characters. One of them feels uncomfortable.“ Diesmal ist es der schwarze Tänzer. Sie möchte herausbekommen, was mit ihm los ist. Diesmal antwortet niemand. Dann wird es immer turbulenter. Arme greifen nacheinander, die Reporterin wird in das Gemenge hineingezogen. Arme schlagen um sich. Dann ein Schrei. Ein Echo. Die Scheinwerfer gehen aus. Ende. Die Vorführung ist zu Ende. Doch der kollaborative Austausch wird weitergehen. Die Tänzer haben sich wieder zusammengefunden, nachdem sie eine weitere Etappe des Austauschs durchgemacht haben. Der Dialog geht weiter. Im Dunkel der Scheinwerfer. Außerhalb des Tanzsaals. In den Köpfen der Zuschauer. Und hoffentlich im interkulturellen Dialog, auch abseits von Tanzpfaden.

Noch bis zum 11.02.2017 können Zuschauer in HELLERAU an verschiedensten tänzerischen Dialogen zwischen Afrika und Europa teilhaben. Mehr Infos unter

www.hellerau.org/shifting-realities

Text von: Birte Gemperlein
Fotos: © Stephan Floß – hellerau.org/presse/fotos/fragiland

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Tanz und Theater Theater

Derevo – Der letzte Clown auf Erden

Gespielt von Anton Adasinskiy, auf der Bühne allein in einer Mischung aus Performance, Tanz, Theater und Pantomime, doch unterstützt durch Makhina Dzhuraeva und Aleksei Popow als Außenwelt. Das Publikum Teil des Stücks, die Bühne groß und leer, wenig Requisite, der Fokus liegt auf dem Darsteller. Auf Sprache wird weitgehend verzichtet allenfalls mal eine Mischung aus Russisch und Kauderwelsch wenn er im Publikum nach Kippen fragt.

Die Sonne explodiert

Er beginnt als ein Ausgestoßener, ein Penner. In Lumpen gehüllt beobachtet er die Explosion der Sonne. Piu Piu. Um Ihre Teile wieder einzusammeln geht er den Weg durch die vierte unsichtbare Wand zwischen Publikum und Schauspieler. Die Bilder sind simpel, nicht zu verkopft, nicht zu viel Ablenkung, aber stark in der Aussage.  So muss er erst seine Lumpen ablegen, ehe er die Bühne betreten darf. Zurück bleibt unter dem Kostüm nur der Mensch, Anton, frierend. Die Wand wird durchschritten und das Stück nimmt seinen Lauf.

Traumhafte Komik zu kosmischen Klängen lässt mich zwischendrein ganz und gar die Umgebung verlieren und obgleich ich wahrnehme was auf der Bühne geschieht sind meine Gedanken tief in mir beschäftigt. Mit viel Witz, aber auch einer ordentlichen Portion Wahrheit schafft es der Mensch auf der Bühne uns daran zu erinnern, dass das Leben – so unergründlich seine Wege und Ziele auch sein mögen, alles ist was wir haben. Also mögen wir es kosten sei es nun süß oder sauer.

Nicht aufgeben!

Ein Clown sagt mehr als tausend Worte. Der letzte Clown auf Erden – einer von uns. Tief gefallen, herum geschubst, aber doch voll innerer Heiterkeit. Er gibt nicht auf und rät uns das Selbe zu tun.

Auf der Bühne sehen wir Tanz und Pantomime, er wechselt die Rollen und spielt mit sich selbst als zwei verschiedene Figuren, dann wieder rennt er weiter den ewigen Weg entlang an dessen Rand sich kleine und große Geschichten sammeln.

Jeder wird andere Aspekte des Lebens in diesem Stück für sich wieder finden,  anders interpretieren, anders fühlen. Doch die Stimmung, ja das, was dieses romantische Theater, wie Anton es auf der Pressekonferenz im Vorfeld selbst nennt, mit dem Betrachter macht, wird für alle sehr intensiv sein. Denn es geht um nichts Geringeres als das Leben, in all seinen Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Das endlose, freie Leben. Der Künstler Anton ist der Meinung, dass die Menschen ins Theater kommen, um Wunder zu sehen, die es in der Realität nicht gibt. Er erlebt auf der Bühne das, was so eigentlich nicht existiert. In der heutigen Welt in der Religionskonflike, Krieg und Blutvergießen noch viel furchtbarer geworden sind als etwa vor zehn Jahren fehlt es oft an einem – am Lachen. Der Clown mit der roten Nase ist also eine Philosophie: „Solange der Mensch lacht, macht er nichts schlechtes, solange er lacht, ist er gut.“

Die letzte Zigarette vor der Selbstentzündung auf der Flucht vor dem Teufel. Das Stück ein Auszug aus dem Leben in seiner rohen Wahrheit. Das Ende so offen wie die Zukunft. Erst nach Minuten stehen langsam Menschen auf. Das Publikum verlässt gefesselt den Saal.

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Tanz und Theater Theater

Puppentheater und Pantomime – „Harlekin” von Derevo

Der erste Gong ist bereits erklungen. Ein Puppenspieler läuft aufgeregt durch das Foyer und ruft die Besucher zusammen. Auf dem Weg in den Großen Saal komme ich an einem Flohmarkt vorbei. Hier werden Kostüme und Requisiten vergangener Vorstellungen vom Derevo Tanztheater Dresden-St. Petersburg angeboten. Die Stücke scheinen begehrt zu sein. Viel liegt nämlich nicht mehr auf den Tischen.

Ein Äffchen und ein Mini- Fahrrad

Eine große Platzauswahl habe ich nicht mehr, denn der Saal ist voll. Unter den Zuschauern
befinden sich viele Kinder, einige haben selbstgebastelte Masken auf. Kein Wunder, schließlich soll das Stück „Harlekin” von Derevo für Familien geeignet sein.harlekin

Künstlerischer Leiter ist Anton Adasinskiy. Selbiger ist auf der Bühne zu sehen, ebenso wie Elena Yarovaya und Makhina Dzhuraeva. Gemeinsam erzählen sie die Geschichte des unglücklich verliebten Harlekins, dessen Leben trotzdem weitergehen muss.

Zu Beginn der Vorstellung macht der Puppenspieler ein paar Späße mit dem Publikum und sorgt somit für eine lustige Theateratmosphäre. Das Bühnenbild besteht aus einem Vorhang und Flickenstoff. Dies, sowie Handpuppen, ein Äffchen auf einem Mini-Fahrrad, ein Stoffkrokodil oder eine Schaukel erinnern an Kasperletheater und Wanderzirkus.

Herzschmerz

 

Es wird mit Mandoline, Tamburin und Drehorgel gespielt. Doch diese verspielte Musik wechselt sich mit fast düsteren Klängen ab, gerade wenn der Harlekin von seinem Leid geplagt wird. Dieser Wechsel stellt den Kontrast zwischen der äußerlich unbeschwerten Theaterwelt und den wahren Gefühlen des Harlekins gut dar. In den kummervollen Momenten verändert sich auch die Lichtstimmung. Sie wirkt kalt und man kann den Herzschmerz des Harlekins spüren. (Im wahrsten Sinne des Wortes, denn er reißt es sich aus seiner Brust).harlekin2

„Was machen die da?”

Die Kostüme sind zwar einfach, aber puppenhaft und somit eine treffende Wahl. Karomuster, Mütze und Bommeln sind charakteristisch für die Kleidung alter Puppen und der Harlekinfigur. Die Schminke verschmiert, passend zum alten ärmlichen, aber bezaubernden Theater. Geradezu niedlich sind die marionettenhaften Bewegungen. Handlungen zwischen den Charakteren wirken besonders ausdrucksstark, da sie aus einer Mischung von Tanz und Pantomime dargestellt werden. Gerade das führt zu vielen Lachern und Schmunzeln im Publikum. Die fehlende Sprache sorgt aber auch manchmal für Unklarheiten. Vor allem jüngere Zuschauer fragen öfters: „Was machen die da?”. Trotzdem kann man der Gesamthandlung auch ohne Worte gut folgen.

 

In „Harlekin” geht es um eine Liebesgeschichte, die aber kein klassisches Happy End hat. Die Besucher schauen hinter die Fassade des immer lustigen Gauklers und Gauners, sowie hinter die Kulissen des immer fröhlichen Puppentheaters. Dies macht „Harlekin” zu etwas Besonderem. Groß und Klein haben trotzdem Spaß an den verspielten Requisiten, Gesten, Schattenspielen und der allgemein liebevollen Art des Stückes. Außerdem dürfte Eines die jungen Besucher besonders gefreut haben: Nach der Aufführung durften sie selbst mit den Requisiten spielen.

Text von Gina Kauffeldt
Foto: hellerau.org/pressefotos Copyright © E. YAROVAYA, Copyright © R. Ekimow

 

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Musik

Mine – Locker und flockig

Begeisterter Applaus bricht los. Die Türen gehen zu. Ich schleiche mich in letzter Minute noch in den dunklen Raum voller ungeduldig wartender Zuschauer. Lounge-Atmosphäre in gedämpftem Licht. Die Musiker beginnen zu spielen, von der Sängerin jedoch noch keine Spur. Nur ihre Stimme erklingt. Nach einem kurzem Intro des RING TRIOS mit Eren Solak (am Klavier, Synthesizer und Elektronik), Felix-Otto Jacobi (am Kontrabass und elektronischem Bass) und Demian Kappenstein (an Schlagzeug und Elektronik), tritt Mine entspannt und fröhlich auf die Bühne.

Rap Pop und Jazz

Da ich ihren Musikstil nicht kenne, lasse ich mich überraschen und durch die Mischung aus Rap, Pop und Jazz mitreißen. Ihre tiefe, sanfte aber sicherer Stimme spielt mit den Genres und Wörtern. Wie eine Rapperin sagt sie ihre Texte auf und bringt durch rhythmische und präzise Gesten einer echten Dirigentin das Konzert in Stimmung.
Nach einer kurzen Trink- und Tratschpause stellt Demian Kappenstein Fragen an Mine. Ungezwungen unterhalten sie sich, wobei hier das Lob an den Interviewer geht. Denn seine Art und Weise, wie er die Sängerin und die Band, aber auch das Publikum, durch den Abend geleitet, verwandelt die gesamte Stimmung des Raumes in ein Wohnzimmer. Man fühlt sich wohl, es ist lustig und Langeweile gibt es nicht.

Tanz und Technik

Anschließend geht es musikalisch weiter. Mine wird nun vom Dresdner Gnadenchor, der aus einigen Männern besteht, in verschiedenen Stimmlagen begleitet und ihrer Musik eine leichte folkloristische Note gibt. Selbst kleine Probleme mit dem Sampler, die sie auf lockerer und amüsanter Weise überspielt, scheinen wie ein Teil ihres Auftritts oder sogar absichtlich geplant zu sein. Sie tanzt und hat sehr viel Spaß auf der Bühne. Nur wenige Mutige folgen ihr und bewegen sich inmitten des sonst so ruhig sitzenden Publikums. Stehplätze hätten, meiner Meinung nach, besser zu dieser Veranstaltung gepasst, denn Mine einfach nur beim singen zuzuschauen ist eigentlich schade.

Überschäumende Energie

Zum Ende hin spürt man es: das Publikum hat sich von ihrer guten Laune, ihrer überschäumenden Energie und ihrem Humor mitreißen lassen und ihren groovigen Elektro-Rap Stil mit allen Zügen genossen.
Den Knüller des Abends verkündete sie jedoch im Interview mit Demian Kappenstein. Ein neues Album ist im Anmarsch. Dabei hat sie mit einem deutschen Rapper zusammengearbeitet, wer das ist bleibt allerdings noch ein Geheimnis. Grund zur Freude für die Fans, und für uns auch!

Text von Louise Demelas und Lena Posegga
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