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Der ultimative Weihnachtsfilmguide

Wir wollen den jährlichen Struggle „Welchen Weihnachtsfilm gucke ich?“ – und dann doch jedes Jahr den gleichen gucken, brechen. Dazu haben dazu wir eine Umfrage im HELLERAU-Team gemacht, welche die liebsten Weihnachtsfilme unserer Kolleg*innen sind, haben diese in der Weihnachtsspecial–Podcastfolge (https://on.soundcloud.com/6BJzzSZ3aa4kxur5A) bewertet und können euch so nun den ultimativen Weihnachtsfilm-Guide vorstellen (ja, die Reihenfolge ist nicht ganz unwichtig ;)):

Unsere Empfehlungen, die in allen Kategorien am Besten abgeschnitten haben:

❄️ Single all the way

❄️ Tatsächlich Liebe

❄️ Buddy der Weihnachtself

Filme für ein sehr weihnachtliches Gefühl

❄️ Christmas Chronicles 

❄️ Single all the way

❄️ Buddy der Weihnachtself 

❄️ Der Grinch

Kitschige Filme

❄️ Tatsächlich Liebe

❄️ Single all the way

❄️ Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Romantische Filme

❄️ Tatsächlich Liebe

❄️ 3 Haselnüsse für Aschenbrödel

❄️ Single all the way

❄️ Carol

❄️ Happiest Season

Witzige Filme

❄️ Der Grinch

❄️ Kevin allein zu Haus 

❄️ Buddy der Weihnachtself

❄️ Loriot – Weihnachten bei den Hoppestedts 

Filme für die ganze Familie

❄️ Klaus 

❄️ Buddy der Weihnachtself

❄️ Christmas Chronicles 

❄️ Kevin allein zu Haus 

❄️ Drei Haselnüsse für Aschenbrödel 

❄️ Der Grinch 

❄️ Single all the way 

❄️ Charles Dickens: Die Weihnachtsgeschichte

❄️ Der kleine Lord

Filme, die in HELLERAU auch gern zu Weihnachten geschaut werden

❄️ Mein Nachbar Totoro (Familie)

❄️ Stirb langsam (kontrovers, ob Weihnachtsfilm?!)

❄️ Schlaflos in Seattle (Romantik)

❄️ Gremlins – kleine Monster (Komödie)

❄️ Tage wie diese (Romantik & Kitsch)

❄️ Das letzte Einhorn (Familie)

❄️ Die 10 Gebote (Weihnachtliches Gefühl & Thema)

❄️ Herr der Ringe (Weihnachtliches Gefühl)

❄️ Charlie und die Schokoladenfabrik (Familie)

❄️ Harry Potter (Weihnachtliches Gefühl, vor allem Teil 1&4))

❄️ Die Geister die ich rief (Komödie)

Viel Freude beim Anschauen, eine besinnliche Weihnachtszeit und einen guten Start ins neue Jahr wünschen Charly, Tanita und Helene 💕

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🎙️ Kulturgeflüster als Podcast

Jetzt reinhören unter https://soundcloud.com/hellerau/sets/kulturgefluester-2024-25

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Die Welt passiert, aber wir tanzen weiter!

Zwischen Mitte November und Anfang Dezember wurde es in HELLERAU — Europäisches Zentrum der Künste laut, bunt und feministisch. Die Reihe „Tanzformen“ macht auf besondere Weise sichtbar, dass Tanz je nach kulturellem Hintergrund, Biografie oder Lebensumstand der Künstler*innen geformt werden kann und ein Mittel ist, um innere Zustände auszudrücken. Unter dem diesjährigen Titel „Empowering Bodies“ wurden künstlerische Arbeiten, denen eine widerständige Kraft innewohnt, präsentiert. Stets präsente Themen dabei sind Aufbegehren gegen gesellschaftliche oder politische Missstände, Selbstbestimmung und Emanzipation. 

Disney–Schurkin und bunter Tüll – „Shout Aloud“ von Yasmeen Godder & Dikla

Foto: Birgit Hupfeld

Den Auftakt der Reihe gestaltete die Tanz-Company um Yasmeen Godder gemeinsam mit der israelischen Sängerin DIKLA mit „Shout Aloud“. Bei diesem sehr ergreifenden Tanzstück performte Dikla ihr erstes Album „Ahava Musica“ live mit neun Musiker*innen im Großen Saal des Festspielhauses, während acht Tänzerinnen Ausdauer, Trauer, Widerstand, Ratlosigkeit und Zusammenhalt aus weiblicher Perspektive lebendig werden ließen. Aus Perspektive der Performenden war das zentrale Thema von „Shout Aloud“ Leben und das war auf alle Fälle zu spüren! 

Der Anfang gestaltete sich sehr still, das war einerseits hart auszuhalten, andererseits hat es zum „Spannungsbogen“ des Stücks beigetragen und hat die anderen Szenen nur verstärkt. Im Gegensatz zum ruhigen Anfang stand die Musik von Dikla. Diese war laut, rhythmisch und mitreißend auf allen Ebenen. Dikla sang in ihrer Muttersprache hebräisch, was das Stück zu einem sehr Persönlichen und Emotionalen machte. Es lagen zwar Übersetzungen der Lieder für das Publikum bereit, doch nur wenige haben diese aktiv genutzt. Sie alle waren in den Bann von Dikla und ihrer Musik gesogen, der dafür sorgte, dass die Zuschauer*innen, trotz Sprachbarriere, fühlten, was Dikla ausdrücken und vermitteln wollte. Zusammen mit dem unglaublich ausdruckstarken Tanz war die Botschaft des Stücks sehr deutlich, denn guter Tanz braucht keine Erklärungen. 

Die Tanzszenen lassen sich in zwei Kategorien teilen: Gruppen- und Solotanz. Die Momente, in denen allen zusammen getanzt haben, waren sehr beeindruckend, weil sie sich alle immer wieder zu einem synchronen Pulk zusammengefunden haben. Doch auch jedes Solo war einzigartig, denn fast alle Tänzerinnen standen zu einem Zeitpunkt allein im Fokus und konnten sich selbst durch den eigenen Tanzstil ausdrücken und ihre Geschichte erzählen. Genauso expressiv waren die Kostüme. Die Tänzerinnen trugen bunte Röcke und Kleider aus Tüll- bzw. Organzastoff. Diese waren schrill und neon, gleichzeitig und vielleicht auch dadurch, beeindruckend. Die Stoffe waren sehr durchsichtig, was die Tänzerinnen fast nackt erschienen ließ. Nacktheit wird in der Gesellschaft stets mit Verwundbarkeit in Verbindung gebracht, auch dies verstärkte die Botschaft des Stücks. Dikla hingegen trug zuerst ein schwarzes Kleid, was (auf positive Weise!) zusammen mit ihrer Ausstrahlung an eine Disney–Schurkin erinnerte. Schon bald zog sie sich um und trug, ähnlich wie die Tänzerinnen, ein auffälliges und ausdruckstarkes Gewand. Gemeinsam, mit dem bunten Licht, fügten sich also die Kostüme zu einem bunten und vielfältigen Abenteuer für die Augen! Besonders einfühlsam war die Unterbrechung des Stücks, die von den Performer*innen ausging. Sie sprachen das Publikum direkt an und vermittelten, dass es sich hier um einen sicheren Raum für alle handle, sich alle wohl, sicher und frei fühlen sollen. Alles sei erlaubt —sich im Sitz zu bewegen, aufzustehen, für sich selbst mitzutanzen, sogar rauszugehen und wieder reinzukommen gehe klar. Hauptsache: alle fühlen sich wohl und haben einen schönen Abend zusammen. Etwas schade, dass das Publikum zum Großteil nicht darauf reagierte, sondern trotzdem die ganze Zeit sitzen blieb und eher still das Geschehen genoss. Ein ähnliches Erlebnis berichteten auch die Performer*innen. Da sie in ihrem Heimatland sehr berühmt sind, waren sie ein so „klatschmüdes“ und schüchternes Publikum nicht gewohnt.  Trotzdem war „Shout Aloud“ von der Yasmeen Godder-Company & Dikla der perfekte, powervolle Auftakt für die Reihe „Tanzformen“! 

Konfettiregen und nackte Füße – „ZONA FRANCA“ von Alice Ripoll & Companhia Suave 

Foto: Renato Mangolin

Auf der Bühne von „ZONA FRANCA“, inszeniert von Alice Ripoll und der Companhia Suave, war bereits vor Stückbeginn viel los. Während des Einlasses war ein Teil der Performer*innen schon auf der Bühne, hat musiziert und getanzt. Das war ein schönes Willkommen, um sich direkt in das Stück einfühlen zu können. Grundlegend geht es in „ZONA FRANCA“ (zu deutsch: Freihandelszone) um das Bestreben einer jungen brasilianischen Generation nach Selbstbestimmung und Freiheit. Zwischen politischem Tumult, wirtschaftlichen Ungleichheiten, traditionellem sowie zeitgenössischem Tanz lässt das Stück die Vision einer Welt entstehen, in der alles in vollkommener Offenheit geteilt werden kann. Der Beginn des Stücks gestaltete sich dann jedoch anders als erwartet. Ohne jegliche musikalische Untermalung fingen die Tänzer*innen an, sich zu bewegen. Diese Momente der Stille – Szenen ohne Musik gab es oft – waren sehr schwer auszuhalten, haben aber die Wirkung der kraftvollen, bunten und lauten party-mäßigen Tanzszenen mit Musik absolut verstärkt. Aber ob mit oder ohne Musik, die Performer*innen haben sich durch ihre unterschiedlichen Stile so gut ausdrücken können, dass einem ein buntes Bild an Menschen und Persönlichkeiten mit sehr beeindruckenden Tanzstilen und -moves präsentiert wurde. Generell gab es unterschiedlichste Szenen — von improvisierten Solis bis hin zu choreografierten Ensemble-Tänzen war alles dabei. Gerade die synchronen Gruppenszenen waren unglaublich kraftvoll und haben schon allein beim Zugucken Spaß gemacht und zum Mitwippen angeregt, doch auch jedes Solo war für sich ausdrucksstark, intim und auf allen Ebenen — Bewegung, Botschaft und Ästhetik — interessant. Allerdings sahen die Tänzer*innen zwischen Passinho, HipHop und Twerken eher verloren aus und die Tänze wirr, das Publikum wurde mit unerwarteten Tänzen konfrontiert. 

Über den Künstler*innen hingen große Luftballons, gefüllt mit Konfetti. Diese wurden in mehreren Momenten platzen gelassen, dienten als Art „Aufwecksignal“ nach den ruhigen Szenen und der Konfettiregen jedes Mal als Überraschung und Erfreuen des Publikums. Neben den Luftballons fanden noch andere Requisiten ihren Einsatz auf der Bühne. So zum Beispiel ein rotes Fahrrad, dass an einen Lieferservice erinnerte oder ein frischer Broiler, der verspeist wurde. Das Fahrrad soll darauf aufmerksam machen, dass in Brasilien immer mehr Menschen als Fahrradkuriere arbeiten, die sogenannte „Uberisierung“ spielte schon in der Vergangenheit der Tänzer*innen eine große Rolle. In einem Interview (Loeb, Lea (o.A.): Wir wagen wieder zu träumen: https://www.theaterspektakel.ch/beitrag/interview-alice-ripoll (11.12.24)) erzählt die Choreografin Alice Ripoll, dass die Performer*innen in ihrer Kindheit Armut erlebt haben. In „ZONA FRANCA“ bekam das Publikum einen spannenden Einblick in diese Lebensrealität: die Versuche, die Langeweile durch eigene Erfindungen zu überbrücken, das Streben nach einem eigenen Ausdruck wurde durch Tanz und Theater verständlich gemacht. Das harmonische Miteinander wurde durch die letzte Szene für die Performer*innen verstärkt, für das Publikum wohl aber gebrochen. Nachdem sie ein letztes Mal zusammen getanzt haben, fingen zwei Performer*innen an, sich gegenseitig abzulecken und sich ihre nackten Gliedmaßen gegenseitig in den Mund zu stecken. Währenddessen wurden sie auf einem Wagen sehr langsam über die Bühne gerollt, wahrscheinlich um zu zeigen, dass in der Freihandelszone wirklich alles in vollkommener Offenheit geteilt wird. Diese Szene zog sich sehr lang und hat die positiven Gefühle und Stimmungen gegenüber den Tanzszenen etwas zerstört, weil alles sehr deutlich gezeigt wurde und das Publikum nicht ganz wusste, was damit anzufangen ist. Insgesamt war es ein sehr interessantes, buntes und bewegendes Stück, es hätte nur mehr (bzw. öfter) von der Energie vom Anfang, dem gemeinsamen Singen und Tanzen gebraucht, um das Publikum ganz und gar zu verzaubern. Auch ein paar der ungewohnten Anblicke, zum Beispiel das Ablecken, hätten anders inszeniert werden können, um offene Fragen in den Köpfen zu vermeiden. Aber vielleicht war es auch das Ziel? Offene Fragen zu hinterlassen, das Publikum nachdenken zu lassen? 

Nach Ende des Stücks wurde es nochmal laut, bunt und beschwingt. Am 30.11. gab es eine Party, bei der eine Performerin der Companhia Suave aufgelegt hat und alle Performer*innen die Menge zum Tanzen brachten. Nur wenige Minuten nach Stückende standen bereits ein paar der Tänzerinnen im Saal und fingen an zu rhythmischen Beats zu tanzen — mal choreografiert, mal frei. Schon bald verwandelte sich der Dalcroze–Saal in einen Dancefloor und die Energie von den Tanzszenen im Stück war auf jeden Fall auch hier zu merken. Die Menge hatte sehr viel Spaß und schon bald tanzten alle miteinander – Profis und Laien. Es war ein sehr schönes durch– und miteinander, was den „ZONA FRANCA“– Abend perfekt abrundete! 

Köpfe und dunkle Bühne – „She was a friend of someone else” von Gosia Wdowik 

Foto: Maurycy Stankiewicz

Mit “She was a friend of someone else” von der polnischen Performerin Gosia Wdowik wurde es ruhig und nachdenklich in HELLERAU. Wdowik erzählt, vor dem Hintergrund, dass Polen 2020 das Recht auf Abtreibung fast vollständig abschaffte, die Geschichte von Aktivistinnen, die sich gegen die Abschaffung der Abtreibung in Polen stark machten und immer noch tun und wie dieser Aktivismus die Frauen ausgebrannt hat. Im Mittelpunkt steht dabei die Aktivistin Agnieszka und wie sie versucht, basierend auf der Ausgabe des „STERN“ 1971, ein Projekt zu starten, um zu beweisen: Abtreibungen existieren! Schade war, dass sich die Narration sehr oberflächlich anfühlte, es fehlte Hintergrundgeschichte. Ein tieferer Einblick in das Schicksal von Agnieszka hätte dem Stück mehr Tiefe verliehen; es hätte dem Stück gutgetan. Die 3 Performer*innen auf der Bühne hatten jeweils eigene wichtige Rollen, eine eigene Perspektive. Gosia Wdowik selbst lag das Stück über nur auf einer Matratze, aus ihrem Körper stieg Rauch. Sie repräsentierte die Perspektive der ausgebrannten Aktivistin, die keine Kraft für nichts mehr hat – zusammen mit dem Rauch eine sehr einfache, aber eindrucksvolle Visualisierung eines Burnouts. Die Zweite auf der Bühne hat stets versucht, Wdowik zu motivieren, ihr beim Aufstehen zu helfen, sie aus ihrem Burnout zu befreien. Und dann gab es noch die Erzählerin, die dem Publikum verbal die Geschichte von Agnieszka und anderen Frauen vermittelte. Dabei sprach sie immer von „SIE“/“IHR“. Dieses Synonym steht für alle Frauen, die im Rahmen dieser Produktion befragt wurden, um ihnen die Anonymität zu schenken, aber trotzdem die geteilten Erfahrungen ans Licht zu bringen und laut zu werden. „She was a friend of someone else“ fand in einem sehr intimen Rahmen statt: nur 70 Zuschauer*innen hatten auf der kleinen Bühne Platz, wodurch die Performance noch sehr viel persönlicher und näher wirkte, eine eindeutig richtige Entscheidung für ein so sensibles Thema. Deswegen brauchte es auch kein aufwendiges Bühnenbild oder auffallende Requisiten — es kamen Matratzen, Decken und zwei Bildschirme zum Einsatz, nur das hat gereicht, um einen beeindruckenden Effekt zu kreieren. Auf einem der Bildschirme wurden Augen projeziert, die Gosia Wdowik die ganze Zeit eindringlich betrachteten, zu interpretieren als die Augen der Gesellschaft, die die Aktivistin stets beobachten. Auch Interviews wurden hier gezeigt. Auf dem hinteren, größeren Bildschirm wurde das Cover der besagten „STERN“-Ausgabe gezeigt und im Verlauf des Stücks mit Bildern von, für diese Performance relevanten, Frauen aktualisiert. Diese multimediale Anwendung verlieh dem Stück tiefere Ebenen und der Handlungsstrang wurde über mehrere Erzählweisen geführt. So wurde zu einigen Dialogen ein Telegram – Chat gezeigt, da Agnieszka keinen persönlichen Kontakt zu den Frauen hatte, sondern nur per Nachricht mit diesen kommunizierte. Die räumliche Distanz, die die Verwirklichung des Projekts fast unmöglich machte, wurde durch diese Narration spürbar. Generell war „She was a friend of someone else“ eine sehr ruhige und statische Performance, auf der Bühne ist nicht viel passiert, dafür wohl in den Köpfen der Zuschauer*innen. Denn dieses Stück regte sehr zum Nachdenken, zum Reinfühlen ein. Um diesen Effekt zu verstärken, lud HELLERAU zu einem Publikumsgespräch im Anschluss der Aufführung ein. Gosia Wdowik gab einen tieferen Einblick in ihre Arbeit, erzählte noch mehr zu den Hintergründen des Stücks, wie und warum dieses zu Stande kam. Trotzdem fühlte sich das Stück nicht fertig an, eher wie ein Fragment mit zu vielen Beginnen, aber ohne ein Ende. Doch tatsächlich passt dieses Gefühl zum Kampf, Abtreibung zu entkriminalisieren, denn ein sichtbares Ende im Kampf um weibliche Emanzipation und (körperliche) Selbstbestimmung gibt es noch nicht.  

Wickeltücher und tiefe Gefühle – “New Report on Giving Birth” Wen Hui und Living Dance Studio

Foto: Jörg Baumann

Mit ihrem neuesten Werk, „New Report on Giving Birth“, brachte Wen Hui im Festspielhaus HELLERAU ein Stück auf die Bühne, das gleichermaßen berührt und aufrüttelt. Diese Performance, die als Weiterentwicklung von Huis „Report on Giving Birth“ aus dem Jahr 1999 gilt, stellte eindrucksvoll die Frage, wie individuelle Entscheidungen über Mutterschaft von gesellschaftlichen, kulturellen und persönlichen Einflüssen geprägt werden. Durch eine Mischung aus politischer Schärfe und persönlicher Offenheit gelang es dem Stück, eine intime Verbindung zwischen Bühne und Publikum zu schaffen. 

Die Themen der Aufführung waren vielschichtig. Ein zentraler Fokus lag, wie im ersten Stück auch schon, auf der Ein-Kind-Politik in China und ihren tiefgreifenden Auswirkungen – von der Bevorzugung männlicher Nachkommen bis hin zu den Konsequenzen für Frauen, die sich diesen Vorgaben widersetzten. Dazu erzählte Wen Hui auch ihre eigene Geschichte: sie hat sich aufgrund der gesellschaftlichen Zwänge in China bewusst gegen eigene Kinder entschieden. Stattdessen sagte sie, dass „alle Kinder ihre Kinder“ seien. 

Dem gegenüber standen Geschichten, die die tiefgreifenden Veränderungen, die Schwangerschaft und Geburt im Leben einer Frau bewirken können, thematisierten. Eine weitere Tänzerin erzählte von der überraschenden Entdeckung ihrer Schwangerschaft durch eine Blutung, während sie in der Dusche stand. Um das Baby behalten zu können, musste die ehrgeizige Frau, die nur selten Pausen einlegt, ihr Leben umkrempeln, was sie auch schaffte. Sie gebar das Kind und ist heute leidenschaftliche Tänzerin und Mutter. Mit intensiven Bewegungen zeigte sie eindrucksvoll, wie diese neue Lebenssituation ihren Blick auf den eigenen Körper und ihre berufliche Leidenschaft veränderte. Genauso lief es auch bei den anderen Performerinnen ab: während sie ihre Geschichte erzählten, vermittelten sie ihre Gefühle durch ausdrucksstarken Tanz. 

Die Choreografie war von einer tiefen Symbolik und visuellen Intensität geprägt. Schon zu Beginn trugen die Künstlerinnen ein mit Tüchern umwickeltes Bündel um ihren Körper – symbolisch für ein Baby, für den Beginn des Lebens. Diese Tücher waren das ganze Stück über ein zentrales Motiv und wurden in vielfältigen Formen eingesetzt: Sie wurden ausgebreitet, eingerollt, an Wäscheleinen gespannt, dienten als Leinwand für Projektionen und unterstrichen die Emotionen auf einzigartige Weise. 

„New Report on Giving Birth“ ging über eine bloße Tanzperformance hinaus. Es war eine einfühlsame und zugleich kritische Auseinandersetzung mit Themen wie Mutterschaft, Selbstbestimmung und gesellschaftlichem Druck. Die Offenheit und Stärke der Performerinnen berührten das Publikum nachhaltig und regten es dazu an, über die gezeigten Geschichten und ihre eigenen Perspektiven nachzudenken. Wen Hui und ihr Ensemble schufen ein Werk, das politisch und poetisch zugleich war – ein unvergessliches Highlight und ein passender Abschluss der Tanzformen-Reihe. 

Abschließend lässt sich sagen, dass “Tanzformen. Empowering Bodies” eine Reihe an sehr wichtigen, tiefgreifenden und bewegenden Stücken war, die in jedem Fall Spaß beim Zuschauen bereitet haben und eine bunte Perspektive auf die grauen Wintermonate geschaffen hat! 

Ein Text von Charly Harazim, Tanita Gola und Helene Lindicke

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Allgemein Tanz und Theater Theater

Ohne Vision, keine Zukunft

Eine verbreitete Furcht aus Kindertagen ist es, seine Eltern zu verlieren. An diesem Gefühl des Verlorenseins bedient sich das Tanzstück „Labyrinth“ des choreografischen Duos Miller de Nobili, das am 29.03 im Festspielhaus Hellerau seine Premiere feierte.  

Die Lebenswege der sechs zutiefst verschiedenen Charaktere überschneiden sich in dieser surrealen Inszenierung zu einer Traumwelt. Fragmentarische Szenen finden mit scheinbar unzusammenhängenden Texten gleichzeitig auf der Bühne statt. Der Effekt: pure Verwirrung.  

Ebenso absurd ist die Breakdance-Choreografie. Fabienne Deesker und Alessandro Ottaviani winden sich umeinander, beschnuppern sich, bepicken sich wie Tauben und stoßen sich weg. Die animalische Suche nach Nähe steht im Kontrast mit höflich distanzierten Phrasen. In der Kentucky-Fried-Dreams-Filiale antwortet man der Gruppe: „Zuneigung könnt ihr euch nicht leisten.“  

Die Entfremdung, unter der die Charaktere leiden, ist erdrückend. Mithilfe des harten Scheinwerferlichts lässt Geohwan Ju die Tänzer*innen einsam in der Dunkelheit zurück, während die Musik von Gabor Halasz bedrohlich anschwillt. Das Bühnenbild von Sabine Mäder ist ebenso trostlos. Der Boden wird ihnen wortwörtlich unter den Füßen weggezogen und die drei beweglichen Spiegel verstärken die Verzerrung der zuckenden Tanzbewegungen.  

Der Traum ist die einzige Hoffnung. Gemeinsam stellt die Gruppe all ihre unerfüllten Wünsche nach. Je absurder die Fantasien, desto lauter muss das Publikum lachen. Bis der Wunsch krankhaft wird: sich aufzuhängen.  

Jedoch ist es die Realität, die krank macht. Rassismen, Sexismen und Queer-Feindlichkeit scheinen die Charaktere tagtäglich zu verfolgen. Ungeschönt werfen sie sich allzu bekannte Beleidigungen an den Kopf. Der Charakter von Nam Tran Xuan möchte einfach nur gehört werden, während Niklas Capel von Weihnachtsessen berichtet, die zu Familienprozessen werden. Provokant wird das Publikum mit feministischen Problemfragen konfrontiert: Ist die Influencerin von Natalia Vagena wirklich emanzipiert, wenn sie ihren Arsch in die Kamera hält? 

Endlose Fragen. Dunkle Aussichten. Was wird aus unserer Zukunft? Was, wenn die AfD Regierungspartei wird? 

Die Gefahr ist allgegenwärtig. Der von Alessandro Ottaviani verkörpert Anzugträger schwingt Reden, die keinen Unterschied zwischen den Worten Martin Luther Kings, Mandelas, Trumps und Hitlers machen. Bis er zum Peiniger Philipp Lehmanns wird: Liegestütze. Weiter. Weiter. Dann stellt er sich auf seinen Rücken. Der Befehl: hoch. Die Luft ist zum Zerreißen gespannt. Eine Frau aus dem Publikum ruft rein: „Es reicht! Wir haben’s verstanden.“ 

Trotz Charakterentwicklungen, die durch Kostümwechsel verdeutlicht werden, bleibt die Frage offen: Reicht es, um aus dem Labyrinth zu entkommen? Der Tanz der Künstler*innen war kreisend. Ihnen war es unmöglich aus der Wiederholung der Geschichte auszubrechen. Andererseits schickt uns der Endmonolog von Niklas Capel mit einem Appell aus dem Theatersaal: Wir alle sind Geschichten, die nur darauf warten, erzählt zu werden.  

Eine Rezension von Moon Ehrhardt

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„Vom Fallen und Fangen“ und vom Mutig sein

Zirkus-Theater-Festival im Societaetstheater Dresden

Türen symbolisieren eine Art Abschluss, Neuanfang, Eintritt. Wie oft am Tag öffnet man überhaupt eine Tür? Und wie oft schließt man sie? Geben uns Türen Sicherheit oder schirmen sie uns vor etwas ab?

Das Societaetstheater öffnete seine Türen beim Zirkus-Theater-Festival vom 01.-11.06.2023. Mit Kulturgeflüster haben wir uns die Stücke „Porte-a-faux“ und „Oder Doch“ angesehen und ließen uns von der Zirkuskunst inspirieren und verzaubern.

In „Oder Doch“ standen zwei Türen, welche gefährlich wackelig aussahen und man ständig Angst vor ungeplanten Unfällen hatte, in der Mitte des Raumes. Die zwei Protagonisten, Puppenspieler JARONTH und Trapezkünstler Moritz Haase, luden das Publikum ein in imaginäre Räume, Geschichten über Menschlichkeit, Beziehungen und akrobatische Höchstleistungen. Auf der Bühne entdeckte man immer wieder neue Elemente – wobei vor allem eine kleine Holzpuppe im Mittelpunkt stand, welche auf erschreckend realistische Weise zum Leben erwachte, als sie sich aus einer tristen Stoffpuppe aus dem Inneren befreite. Man hatte das Gefühl, das holzige Etwas habe einen Charakter – komisch, bestimmt, unsicher. Der kleine Kerl schaffte es, immer wieder Gelächter bei den Zuschauenden zu erzeugen, wobei einige Passagen sehr häufig wiederholt wurden, etwas einfach waren und somit wahrscheinlich nicht bei allen wackelnde Bäuche und Schenkelklopfer erzeugten. Dafür bin ich mir sicher, dass jede*r einen Moment des Staunens und der Verblüffung im Stück hatte. Spätestens als Moritz Haase auf einem Trapez inmitten der Bühne im weißen Rauch scheinbar zu schweben begann.

Gleichzeitig bewegte sich das Stück in seiner Dramaturgie ständig auf einem schmalen Grat zwischen Komik und Thriller. Beide Männer im zugeknöpften, schwarzen Anzug wechselten von romantischer Anziehung und freundschaftlicher Unterstützung zu gegenseitiger Manipulation, Kontrolle und Machtausübung. Es entwickelte sich ein Machtspiel, bei welchem der jeweils andere sich zu einer solchen Marionette wie auch die Puppe auf der Bühne entwickelte. Die einzelnen Szenen wurden allerdings oftmals wiederholt, weshalb teilweise die Spannung verloren ging und man mit den Gedanken abschweifte.

Eine zusammenhängende Geschichte, ein roter Faden, ging bei diesem Wechselspiel sowie Wiederholungen verloren und man wurde sich nach ungefähr der Hälfte des Stückes bewusst, dass man aus „Oder Doch“ mehr die Präsenz, Ästhetik, Absurdität, Körper – und Spielkunst aufnehmen kann. Regisseur Philipp Boë hat ein Stück entwickelt, welches sich lohnt, anzusehen, wenn man die pure Theater- und Akrobatikkunst versteht, ohne dabei eine Storyline zu erwarten.

„Porte-a-faux“ war zugegebenermaßen eine Vorstellung, welche wir uns ganz spontan und ungeplant angesehen haben und dementsprechend völlig erwartungsfrei und unvorbereitet in das Zirkuszelt im Alaunpark hineinstolperten. Nochmal großer Dank an das Soci, das wir diese Möglichkeit hatten. Uns wurde sogar ein Platz im Zelt zugewiesen, angeleitet von einem von der Decke schaukelnden Herren mit Taschenlampe. Unten watschelte ein Mann in einem langen Kleid und süßer Mütze herum und versuchte mit einer Mischung aus Französisch und Deutsch mit den Zuschauenden zu kommunizieren. Wenn man dem Seil der Schaukel oben an der Decke folgte, führte dieses zu einem Hocker am Holzboden, auf welchem ein langer langhaariger Mann mit verwirrtem Hundeblick saß. Als dieser versuchte, aufzustehen, schrie der von oben wie von der Tarantel gestochen, da die Schaukel nur vom Hocker gehalten wurde und gefährlich schnell absank, sobald sich der lange Mann erheben wollte. Das Gefühl, dass gleich ein fataler Unfall passieren würde, zog sich durch das gesamte Stück, weshalb permanent Spannung auf der Bühne gehalten wurde. Auch hier standen Türen im Mittelpunkt der Dramaturgie. Über sie wurde in einer erfrischend kindlichen, naiven Art und Weise philosophiert, über den Sinn gestritten und für akrobatische Kunststücke benutzt. Kaum vorstellbar, was man mit Türen alles anstellen kann und wie es möglich ist, auf zwei aneinander gelehnte Türen hochzuklettern und dabei ganz leicht zu balancieren.

Das Trio, gespielt von Simon Huggler, Luca Lombardi und Jean-David L’Hoste-Lehnherr, war unglaublich nahbar und charakteristisch. Jede Rolle wurde unfassbar gut und konsequent gespielt – da war der Mann im Kleid, welcher recht unsicher und ängstlich, gleichzeitig aber sehr präsent war und die Aufmerksamkeit oft auf sich zog, obwohl im Hintergrund in schwindelerregender Höhe der Zweite im Bunde gefährliche Kunststücke vorführte. Er war der lauteste, mutig (vielleicht manchmal etwas zu waghalsig) und beneidenswert unverkopft. Der dritte, Herr Hundeblick, ließ sich ziemlich herumschupsen, hörte aufs Wort und machte Sitz und gab Pfote, wenn die Herrchen den Befehl gaben. Naja so oder in der Art zumindest. Er begleitete das Stück mit Musik – die Instrumente waren überall versteckt und spielten teilweise wie von Zauberhand selbst. Generell hatte ich den Eindruck, dass diese Vorstellung über das übliche Zirkustheater hinausging und die Grenzen mutig und gelungen überschritten hat. Hier traf Theater, Musik, Poesie, Tragik, Komödie, Akrobatik, und ganz wichtig zu erwähnen: Magie und Zauberei, aufeinander. Das Wandertheater heißt „Théâtre Circulaire“ und schlägt seine Zelte auf Festivals, Theatern und kleinen, abgelegenen Dörfern auf. Dieser offene Bezug auf jegliches Publikum war besonders spürbar, als ich mich im Zuschauer*innenraum umsah und Menschen mit 60, staunend und mit offenen Mündern neben Kindern mit 1 Meter Größe habe sitzen sehen. Auch wenn ich ständig unruhig auf dem Stuhl hin ­– und her rutschen musste, vor lauter Angst, dass sich gleich jemand in diesen spektakulären Kunststücken, Sprüngen und Höhen ein Bein brechen würde – am Ende war es genau das, was mich im Stück so begeisterte. Ich habe selten ein so fesselndes, witziges und zutiefst menschliches Zirkusstück gesehen.

Manchmal braucht es keine multimediale Videoinstallation, 30 Spielende und aufwändige Lichtshows, um Menschen mit Zirkus und Theater zu erreichen. Die Einfachheit beider Stücke hat mich absolut überzeugt und vor allem „Porte-a-faux“ inspirierte mich, mehr Mut und Leichtsinn in mein Leben zu lassen, denn erwachsen und durchdacht zu sein verbaut uns oft große Chancen.

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Allgemein Film

„Bock auf `nen Film?“

 Im Jahr 2019 litten 690 Millionen Menschen auf der Welt an Hunger – Gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung stetig an. Was passiert, wenn 2050 10 Milliarden Menschen auf unserem Planeten wohnen? Wie können wir gegen den Welthunger ankämpfen? 

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung auch in Deutschland auf den Welthunger zu lenken, veranstalteten die Filmclubs am 15. Juli 2021 eine Filmvorführung in der Aula des Dresdner Romain-Rolland-Gymnasiums. Getreu dem Motto „Licht aus. Film an.“ lädt seit dem September 2016 der gleichnamige Filmclub der Schule zum Film schauen, diskutieren und nachdenken ein. 

Dieses Mal wurde eine 45-minütige Kurzfassung des Dokumentarfilms „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ von Valentin Thurn gezeigt. Dieser beschäftigt sich mit den Ursachen aber auch möglichen Lösungsansätzen der Welthungerkrise. 

So geht es zunächst um Konzerne wie Bayer, welche Saatgut gentechnisch verändern. Damit werden zwar die Erträge der jeweiligen Pflanze gesteigert, allerdings nur unter optimalen Bedingungen. Des Weiteren handelt es sich bei den so produzierten Sorten um Hybride, die Landwirte sind also darauf angewiesen, jedes Jahr neue Samen zu kaufen – und das zu stark schwankenden Preisen. Dies bedeutet eine starke Abhängigkeit von den Saatgutkonzernen: Hohe Preise oder Naturkatastrophen können für die Kleinbauern schnell den Ruin bedeuten. Das ist der Grund, aus dem zum Beispiel in Indien viele Reisbauern wieder auf traditionelles Saatgut umsteigen. Dieses bekommen sie aus Saatgutbanken, wo die Reisarten nach ihren Eigenschaften, wie unter anderem Salz- oder Dürreresistenz, sortiert aufbewahrt werden. Die Bauern können sich dort bis zu 250 g Samen abholen, mit diesen ihre Felder bestellen und nach der Ernte doppelt so viele Samen zurückbringen. 

Ein weiteres Problem, welches im Film thematisiert wird, ist das Landgrabbing: Kleinbäuerliche Felder in Asien und Afrika werden aufgekauft, um dort günstig Nahrungsmittel anzubauen, welche aber rein für den Export und nicht für die Ernährung der lokalen Bevölkerung dienen. Diese Form des Neokolonialismus hat zur Folge, dass die Einheimischen nicht mehr genug Platz haben, um ihre eigenen Pflanzen anzubauen. Des Weiteren erzielen Klagen gegen die Käufer, welche oft humanitäre Hilfe wie den Bau von Schulen oder die Verfügbarmachung sauberen Trinkwassers versprechen, aber nicht umsetzen, aufgrund korrupter und nicht funktionstüchtiger Justizsysteme oft keine Wirkung. 

Aber es gibt auch Projekte, welche Lösungen im Kampf gegen die Hungerpandemie vorschlagen. So wurde in vielen Studien bewiesen, dass wir wieder kleiner denken müssen, um diese Krise zu bewältigen. Es braucht funktionierende, lokale Versorgungssysteme, um eine nachhaltige und sozial gerechte Landwirtschaft sicher zu stellen. 

Zwei englische Städte, welche diese Ansätze auf ihre jeweils eigene Weise umsetzen zu versuchen, sind Totnes und Todmorden. In Totnes führte man 2007 den Totnes-Pound ein, eine lokale Währung, welche es ermöglichen sollte, unabhängiger vom Welthandel zu handeln. Dieser wurde allerdings 2019 abgeschafft, da man immer mehr zum bargeldlosen Zahlen überging. Todmorden trägt den Beinamen „edible city“; überall in der Stadt wachsen essbare Pflanzen, welche von allen Bewohnern gepflückt und geerntet werden können. 

Dies sind nur ein paar Probleme, welche in „10 Milliarden – Wie werden wir alle satt?“ angesprochen werden. Der Film zeigt auf relativ einfach verständliche Weise, worin die Ursachen für die Hungerkrise liegen, wie diese miteinander verknüpft sind und wie man sie lösen kann. 

Nachdem der Film uns einen Einblick in die Thematik bot, konnten wir mit unseren Fragen auf den für die Vorführung eingeladenen Experten zugehen. Es handelte sich um Thomas Markert, welcher sich seit vielen Jahren mit nachhaltiger Entwicklung in den verschiedensten Vereinen engagiert und heute Referent im Cambio e.V. ist. Er ernährt sich überwiegend vegan und vegetarisch, hält aber auch eine bedrohte Schafrasse in der Lausitz als Nutztier. Des Weiteren vermehrt er zwei seltene Bohnensorten und organisiert Sommercamps für Kinder und Jugendliche. 

Mit ihm sprachen wir darüber, wie man selbst lokal etwas für nachhaltige Ernährung tun kann, zum Beispiel indem man an Urban Gardening Projekten teilhat, aber auch über globale Probleme in Bezug auf die Hungerkrise, und wie wir als in privilegierten Verhältnissen Lebende auf diese Aufmerksam machen und helfen können. Leider verlief das Gespräch an einigen Stellen etwas einseitig. Schüler, vor allem Julia, welche die Veranstaltung mit organisiert und sich dementsprechend auch ausführlicher auf das Gespräch vorbereitet hatte, stellten Fragen und Thomas antwortete. Eventuell hätte man durch eine kurze Vorstellungsrunde und direkte Rückfragen eine Diskussion anregen können, bei der jeder seine Meinung kundtun könnte. 

Generell überzeugt allerdings das Konzept der Filmclubs: Zunächst schaut man einen Film, der einem Input zu einem polarisierenden Thema gibt und kann im Anschluss seine Fragen und Gedanken im persönlichen Gespräch mit einem Experten loswerden. Auch fand die Veranstaltung in einer gemütlichen Atmosphäre mit leckerem Essen statt, was dazu beitrug, Barrieren zwischen den Teilnehmenden und den Organisatoren zu überwinden. Wer also gerne diskutiert und sich zu den unterschiedlichsten Themen informieren und engagieren möchte, der sollte unbedingt vorbeischauen, wenn es wieder heißt: „Licht aus. Film an“ 

Weiterführende Informationen: 
https://filmclubs-sachsen.de/ https://www.unicef.de/informieren/aktuelles/presse/2020/un-report-nahrungssicherheit-hunger/221914
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/sendung/2010/neue-form-des-kolonialismus-100.html
https://quergedacht-dresden.de/gd-home/
https://www.incredible-edible-todmorden.co.uk/
https://www.smarticular.net/

Text: Ingrid Hering
Foto: Julia Zühlke 

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Allgemein Tanz und Theater

Von Luftkleidern, Walen und Festspielhausgeschichte – „Geometrisches Ballett – Hommage à Oskar Schlemmer“

Es ist ein lauer Juliabend. Vor dem stetigen Zirpen der Grillen hört man Leute lachen und reden, zwei Mädchen schwingen auf den Schaukeln des Kulturgartens vor und zurück. Zehn Minuten später: weiße Stille. Nur leise hört man das Rascheln des Flyerpapiers, die letzten Leute, welche sich im Großen Saal des Hellerauer Festspielhauses tummeln. Auf der Bühne steht eine weiße Treppe; versteckt in einer Ecke hinter den Zuschauerreihen kann man einen Mann erkennen, welcher eine große Anzahl an Perkussionsinstrumenten um sich angehäuft hat: ein Schlagzeug, ein Thundersheet, ein Launchpad,… 

Der Mann heißt Sascha Mock und ist für die Musik des „Geometrischen Balletts“ zuständig. Dieses wurde 2019 im Rahmen des Festivals „Appia Stage reloaded“ in HELLERAU uraufgeführt, seine Wurzeln liegen aber viel tiefer in der Tanzgeschichte. Wie der Titelbeisatz schon besagt, ist das Werk dem „Triadischen Ballett“ Oskar Schlemmers gewidmet, welches eng mit der Geschichte des Festspielhauses verknüpft ist. Während eines sechsmonatigen Fortbildungsurlaubes in der „Bildungsanstalt für Musik und Rhythmus“ von Émile Jaques-Dalcroze, wie das Festspielhaus damals hieß, kam dem Tänzerehepaar Albert Burger und Elsa Hötzel die Idee für ihr Ballett. Noch im selben Jahr konnten sie Oskar Schlemmer zur Mitarbeit überzeugen, welcher unter anderem die Kostüme für die Vorführung kreierte und bei der Uraufführung 1922 in Stuttgart unter dem Pseudonym Walter Schoppe tanzte. 

Ähnlich dem „Triadischen Ballett“ arbeitet auch das „Geometrische Ballett“ mit großen, aus geometrischen Formen zusammengesetzten Luftkleidern, Körperpappen, und -masken. In Ansätzen wurde das Stück schon 1991/92 in Braunschweig aufgeführt, schon vor über zehn Jahren gab es die Bestrebungen der Bildhauerin Ursula Sax, das Stück in Hellerau aufzuführen, was allerdings erst im Bauhausjahr 2019 realisiert wurde. Durch die Zusammenarbeit renommierter Künstler wie Ursula Sax, Katja Erfurth, Sascha Mock und Ted Meier entstand so ein Werk, welches die Grenzen zwischen Tanz, Performance, Skulptur, Musik und Lichtkunst verschmelzen lässt. 

Im Saal ist nun absolute Ruhe eingekehrt, alle schauen gebannt auf die weiß angestrahlte Bühne. Kurz geht das Licht aus und nur durch eine zentral hängende warmweiße Glühlampe werden die hereinkommenden Tänzer beleuchtet. Sie bewegen sich langsam in ihren weißen Körperpappen, wiegen sich im Takt der verspielt anmutenden Musik. 

Das „Geometrische Ballett“ ist ein Werk voller Kontraste, welche sich gegenseitig verstärken und zusammenspielen. Ruhige Szenen folgen auf Bewegte, laute auf leise Musik, rotes Licht wird neben grünem eingesetzt, die Bühne erscheint mal in warmen mal in kühlen Farben, gerade Kanten aus schwerem Filz treffen auf schwebende Kreisformen. Besonders fallen die Kostüme auf. Es gibt geometrische Formen aus harter Pappe, in welche die Tänzer hineinsteigen, Figurinen aus Filz und bodenlange Körpermasken aus leichtem fließendem Stoff. Letztere verändern sich durch die Bewegungen der Tänzer; wenn diese in die Hocke gehen strömt Luft in Ausstülpungen im Stoff, welche sich nach allen Seiten aufrichten. Durch ihre Länge wirkt es außerdem oft so, als würden die Tänzer durch den Raum schweben. 

Doch auch in der Perfomance lassen sich Gegensätze entdecken, oft meint man Spuren menschlicher und tierischer Kommunikation zu erkennen. So wird mir eine Szenenfolge besonders in Erinnerung bleiben: Zunächst sieht man einen Tänzer, welcher sich mit einer riesigen weiße Fahne über die Bühne bewegt. Durch den Luftzug füllt sich diese allerdings auf, so dass es aussieht, als würde ein großer Wal durch den Saal schwimmen. Dieser Eindruck wird verstärkt, durch das blaue Licht, welches die Schatten des Wales aussehen lässt wie Wellen im Wasser. Plötzlich legt der Tänzer sich auf den Boden, deckt sich mit dem Stoff zu und zwei weitere Tänzer kommen auf die Bühne. Sie tragen ein großes Tuch mit schlauchartigen Ausbuchtungen, in welche andere Tänzer ihre Arme stecken. Ähnlich einem Puppentheater werden diese nun ihre Hände bewegen und miteinander interagieren; dazu hört man menschenähnliche Geräusche. Die Situation erscheint sehr komisch, das Publikum schmunzelt, vereinzelt hört oder sieht man jemanden lachen, doch die wenigsten scheinen sich dies so recht zu trauen. 

Alles in allem erscheint einem das „Geometrische Ballett“ recht schlicht: es gibt viele gerade Formen, kaum Requisiten und ein einfaches Bühnenbild. Selbst im Zuschauerraum setzen sich die klaren Strukturen fort, denn die Abstandsregeln sind durch weiße Stuhlhussen markiert. So ist nur jeder dritte Platz besetzt, von der letzten Reihe aus betrachtet sieht man also zunächst viele diagonale Linien aus Zuschauern, bis der Blick auf die Bühne fällt. Dennoch ist das Stück keinesfalls langweilig; durch die verschiedenfarbige Beleuchtung ändert sich stetig die Farbwirkung der Kostüme und aufgrund der tiefen Basstöne kann man die Musik bis in die Fingerspitzen spüren. 

Nach anderthalb Stunden verlassen wir mit noch vom Applaus kribbelnden Handflächen den Großen Saal und treten aus dem beleuchtetem Flur des Festspielhauses auf den von der Dämmerung eingenommenen Parkplatz. Hier verlaufen sich die Wege der Zuschauenden, die einen steigen in die Straßenbahn, andere genießen noch einen Spaziergang durch die Hellerauer Gartenstadt, welche in der lauen Juliluft zu schlummern scheint. 


Text: Ingrid Hering
Foto: Peter Fiebig

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Musicvideo-Show HELLERAU, die Erste

Im Rahmen der Workshopreihe #nextpress von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste erhielten journalistisch interessierte Jugendliche Einblicke hinter die Kulissen von BANDSTAND im Februar 2021. Unter professioneller Anleitung des Journalisten Rico Stehfest wurden die Werkzeuge der Pressearbeit erprobt und eigene Artikel zum virtuellen Musikfestival verfasst. 

Bandstand 2021

Bei jede:r Zuschauer:in und jedem Kind der Viva-Generation lebten am Wochenende des 12. und 13. Februars wohl Gefühle der Nostalgie auf. Unter Moderation von Diana Ezerex und Joana Tischkau stellten Künstler:innen sich selbst und ihre Werke in Form einer Musikvideo-Show vor.

Mit dem „Bandstand 2021- Return of the Musicvideo“ feierte der Kulturbetrieb HELLERAU das erste Online-Bandfestival seiner Art. Und das mit großem Erfolg.

Seit mittlerweile einem Jahr stehen Kulturbetriebe vor der großen Herausforderung, Kunst und Kultur in die Wohnzimmer der Menschen zu transportieren. Trotz Ausgangssperre und 15-km-Radien Menschen zu bewegen. Durch den verstärkten Lockdown seit Dezember letzten Jahres war endgültig klar, dass Bandstand nicht wie geplant stattfinden würde. Für HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste jedoch kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken, sondern die Fühler nach neuen und innovativen Ideen auszustrecken.So lud ein Team von Juror:innen aus verschiedenen Bereichen wie Musik, Tanz oder Choreographie Bewerber:innen aus ganz Sachsen ein, in HELLERAU ein Musikvideo zu produzieren. Entstanden ist eine Wundertüte aus Momenten des Genießens, Aufhorchens, Überraschens und Irritierens. Fasziniertem Luft anhalten oder ausgelassenem Mittanzen. Zu den auftretenden Künstler:innen zählten unter anderem Das Feuilleton, Kapa Tult, Lea Matika oder makroplastik, sowie das junge Duo Æ, welches sich in dem Genre des „Impure Pop“, zu deutsch „unreiner Pop“, bewegt und weiter entwickeln möchte. Die beiden Band-Members Akila und Elias arbeiten im Rahmen der Kooperation des Musicboards Berlin und HELLERAUs an der Fertigstellung ihres gemeinsamen Debütalbums.

das junge Berliner Duo Æ
Foto: Kaska Jankiewicz

Die Acts entführten allerdings nicht nur mit ihrer Musik, sondern auch ihren Videos in andere Welten. So präsentierte die Gruppe „Zur schönen Aussicht“ mit ihrem spacig-schönen Track „Turbo“ eine nie da gewesene Landschaft aus merkwürdigen Formen und Farben. Ähnlich einem Planeten aus einer entfernten Galaxie setzten sich mal schimmernd glänzende, mal geradezu zerfließende Oberflächen und Gebilde zu einer neuen Wirklichkeit zusammen. Untermalt wurde die Szenerie von schaurig schönen und disharmonischen Klängen, die wohl tonal keine Welt besser illustriert hätten als die eben dargebotene. Surreal, verstörend und gleichzeitig faszinierend – die „schöne Aussicht“ fordert Zuschauer:innen auf, sich von allem Bekannten loszulösen und auf das Ungewisse einzulassen.
Zum Sich-auf-Unbekanntes-Einlassen lud das gesamte Bandstand in diesem Jahr ein und bewies, dass nie da gewesene Situationen Geburtsstunden ebenso nie da gewesener und einzigartiger Ideen sein können. Wer den „Return of the Musicvideo“ verpasst hat, die bunte Künstler:innen-Vielfalt aber trotzdem unbedingt kennenlernen möchte, findet auf der eigens für den Bandstand angelegten Seite hellerau.live alle Acts des vergangenen Wochenendes. Denn es ist nie zu spät für einen Ausflug der etwas anderen Art – aus den eigenen vier Wänden in die Welten der Artist:innen des Bandstands 2021.

Autorin: Annalena Bonk
Veröffentlichung: Elisa Kneisel und Eleanor Müller

entstanden im Rahmen von Bandstand 2021

Foto: Dovile Sermokas (Band: Zur schönen Aussicht)

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BANDSTAND – Return of the Musicvideo

Im Rahmen der Workshopreihe #nextpress von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste erhielten journalistisch interessierte Jugendliche Einblicke hinter die Kulissen von BANDSTAND im Februar 2021. Unter professioneller Anleitung des Journalisten Rico Stehfest wurden die Werkzeuge der Pressearbeit erprobt und eigene Artikel zum virtuellen Musikfestival verfasst.

Corona ist und bleibt immer noch ein aktuelles Thema. Ein kleiner Virus hat es geschafft, dass wir nicht mehr so selbstverständlich rausgehen dürfen, uns nicht mehr mit unseren Freund:innen und Großeltern treffen dürfen oder unbeschwert auf Konzerte gehen können. Wir mussten und müssen leider immer noch auf viele Dinge, die unser Leben so schön machen, verzichten. Doch eine Sache verbindet uns dennoch, die Musik. So hatte es sich das HELLERAU-Musikformat „Bandstand“ auch dieses Jahr am 12. und 13. Februar zur Aufgabe gemacht, ihr Musikfestival stattfinden zu lassen. Dies geschah natürlich unter außergewöhnlichen Bedingungen.

Musik verbindet uns

WAS IST BANDSTAND?
„BANDSTAND“ ist ein jährliches im Februar stattfindendes Musikfestival der lokalen Bandszene. Aufgrund der derzeitigen Pandemie hatten sich die Organisator:innen etwas Besonderes einfallen lassen. Im November 2020 wählte eine Jury Bands und Solokünstler:innen aus Sachsen mit einem Musikvideo aus. Diese wurden am 12. und 13. Februar 2021 in der ersten Musikvideo–Show von HELLERAU ausgestrahlt. So wurden auf der Webseite „hellerau.live“ unterschiedliche Musikprojekte gezeigt, welche man sich online ansehen konnte. Zusätzlich konnten die Zuschauer:innen über einen Telegram-Chat miteinander reden und ihre Meinung zu den einzelnen Musikvideos schreiben. Begleitet wurde das Festival von zwei tollen und sympathischen Moderatorinnen, Joana Tischkau und Diana Ezerex.

WIE  WAREN  DIE  MUSIKPROJEKTE?  
Insgesamt wurden vom Freitag bis Samstag 17 unterschiedliche Musikprojekte live gestreamt. Darunter war zum Teil Rockmusik zu finden, aber auch Hip-Hop- oder Jazzmusik. Positiv stachen für mich vor allem die Bands „Das Feuilleton“ mit ihrem Song „Dinosaurier“, „monkey & goat“ mit ihrem Song „I AM GONE“ und die Solokünstlerin Anne Munka mit „No Splendor“ heraus. Sie alle sind durch ihre unterschiedliche und besondere Art und Weise bei mir in Erinnerung geblieben. So empfand ich das Musikvideo von „Das Feuilleton“ und von Anne Munka sehr gelungen. Durch Rauch und Nebel wurde die rockige Musik von dem Lied „Dinosaurier“ sehr belebt. Im Gegensatz zu dem Lied „No Splendor“, bei dem mit Licht eine ruhige Atmosphäre erzeugt wurde. Ganz anders, aber nicht weniger imposant, empfand ich das Musikvideo von „monkey & goat“. Hierbei wurden in dem Video Tanzchoreographien eingebaut. Insgesamt waren alle Musikvideos kreative und interessante Projekte. Man schaute sie sich gerne an und kann sie sich immer noch anschauen. Die einzelnen Musikvideos wurden auf dem YouTube-Account von HELLERAU hochgeladen und können jederzeit angesehen werden.

Die Band „Das Feuilleton“
Foto: Julian Schließmeyer

WIE  IST  DIE  ATMOSPHÄRE  EINES  ONLINE  MUSIK  FESTIVALS?
Die Atmosphäre war großartig. Natürlich kann man sie nicht mit einem echten Musikfestival vergleichen. Jedoch war es angesichts der derzeitigen Situation ein schönes, abwechslungsreiches und inspirierendes Erlebnis. Durch den Telegram-Chat bekamen die Teilnehmer ein Gefühl von Gemeinschaft. Hierbei wurde deutlich, was Musik bewirken kann. Insgesamt nahmen circa 230 Leute im Chat aktiv teil, gaben Kommentare ab und beteiligten sich an Umfragen. Keiner wusste wirklich, wer derjenige ist. Man wusste nicht, wer gerade einen GIF oder eine Nachricht zu dem Musikvideo geschrieben hatte. Dies war aber auch nicht relevant. Entscheidend war der Punkt, dass man die einzelnen Musikvideos genoss und gleichzeitig mit mehreren Leuten darüber schrieb. Durch den Telegram-Chat trafen sich unterschiedliche Menschen virtuell und konnten über ein Thema reden, was sie interessiert und verbindet. Das Grundkonzept des Projektes, dass sich Menschen unterhalten konnten und gemeinsam an etwas teilnehmen konnten, war ein tolles Erlebnis. Musik kann Menschen verbinden, dies bewies einmal mehr das Musikfestival „BANDSTAND“. Danke an alle Organisator:innen, Künstler:innen und Zuschauer:innen, die daran teilgenommen haben.

Autorin: Anna Schön
Veröffentlichung: Elisa Kneisel und Eleanor Müller

entstanden im Rahmen von BANDSTAND 2021

Foto: Patrick Neumann (Band: monkey&goat)

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Allgemein Film Musik

BANDSTAND 2021 – ein Musikbuddy mit Geschmack

Im Rahmen der Workshopreihe #nextpress von HELLERAU – Europäisches Zentrum der Künste erhielten journalistisch interessierte Jugendliche Einblicke hinter die Kulissen von BANDSTAND im Februar 2021. Unter professioneller Anleitung des Journalisten Rico Stehfest wurden die Werkzeuge der Pressearbeit erprobt und eigene Artikel zum virtuellen Musikfestival verfasst. 

„Mit der wär‘ ich gern befreundet und würd‘ in ihrem Schatten stehen“ – dieser Gedanke kann durchaus auftauchen, wenn man sich das Musikvideo der Leipziger Band „Kapa Tult“ zum Song „Priority Lane“ beim diesjährigen Bandstand Festival anschaut, was in verschiedenen Facetten besonders war. Das alljährliche Popmusikfestival aus HELLERAU stand in diesem Jahr unter dem Stern der Musik-TV-Show und fand am 12. und 13. Februar online statt. Eine Jury wählte 17 spannende Musikprojekte aus Sachsen und Berlin aus, die entweder ein Musikvideo produzierten oder ein kleines Konzert aufnahmen, was dann zusammengefügt und moderiert von Diana Ezerex und Joana Tischkau, als Show auf hellerau.live gestreamt wurde.

In der weiten Wüste der neuen Streamingformate überkommt mich gern die Müdigkeit, das Einschalten ins kulturelle Online-Event kostet häufig Überwindung, besonders bei der Flut an Angeboten. Doch als das bei Bandstand geschafft war, hat der musikalische Input, den ich sonst von guten Freund:innen bekomme, kleine Euphorie-Wellen bei mir ausgelöst. Bandstand ist für mich am Freitag zum Musikbuddy geworden, der einen etwas anderen Musikgeschmack hat als ich, durch den ich mich jedoch in neues Terrain begeben habe.

Bandstand wagte mit dem Motto „Return of the Musicvideo“ einen Schritt zurück in die 90er und machte für mich dabei gleichzeitig einen Schritt nach vorn mit ultra-zeitgenössischen Musikprojekten. Zwei Abende, an denen Vergangenheit und Zukunft in der Gegenwart verschmelzen. Vielleicht ist das ja ein neues Bandstand-Geheimrezept? Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann vielleicht, dass Bandstand auch in den kommenden Jahren sowohl den Blick zurück als auch nach vorn richtet.

Meine Highlights des dreitägigen Bandstands waren kleine unauffällige „Brücken“ zwischen den einzelnen Musikprojekten, wie beispielsweise im Musikvideo von Kapa Tult, indem die Sängerin ein Feuilleton liest. Was wäre nahe liegender, als den Beitrag von „Das Feuilleton“ folgen zu lassen?

Getrübt wurde das Bandstand-Fieber für mich durch das zeitliche und emotionale Kollidieren mit dem Gedenktag am 13. Februar, der von Seiten HELLERAUs allerdings nicht unbetont blieb. Das Bündnis Dresdner Kulturhäuser WOD („Weltoffenes Dresden“), indem HELLERAU sich rege beteiligt, beging die Erinnerungswoche mit einer Plakataktion in der Stadt.

Dankbar, dass das Festival in diesem pandemischen Jahr einen Beitrag für den Erhalt von Kultur leistete und als musikalisches Kind der Achtziger (obwohl ich erst 20 Jahre später die Erde betrat), werde ich die Entwicklung von Bandstand weiterhin mit Spannung und Neugier beobachten.

Autorin: Eleanor Müller
Veröffentlichung: Elisa Kneisel und Eleanor Müller

entstanden im Rahmen von Bandstand 2021

Foto: Tine Jurtz (Band: Die Arbeit)