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Fil Bo Riva – A mad man in the Groove

ON THE 23th APRIL 2017 , A SUNDAY EVENING OR RATHER A SUNDAY NIGHT, WE SAW A MAN BEHIND SHADOWS AND A GIRL WITH A STRONG VOICE: FIL BO RIVA WITH LISA MITCHELL AT THE GROOVESTATION

Behind the Band

The Grooves‘ Station

For the newcomers in the city of Dresden or for those who are not very active once the sun goes down, Fil Bo Riva’s concert was the perfect opportunity to discover the famous GrooveStation. From an almost empty bar around 8 o’clock – understandable as the days are getting longer and people less inclined to show up on time – it turned into a jam-packed, colourful nightclub by the time the singer appeared on stage. And he eventually appeared. In the meantime the growing audience could enjoy the soft but confident voice of Lisa Mitchell, the sadness, happiness and honesty of her songs, which allowed us to enter the privacy of her world. Alone on stage, guitar in the hands, she sang a few of her love stories, a mix of folk and indie pop, and a slight British touch. The lyrics are often very simple, sometimes even resembling lullabies, but the charm of her voice and the sincerity of her words appealed to us. The soothing and flowing atmosphere lingered on for a while after Mitchell left the stage, a good time to get one more drink and chat a little. Too bad it took so long for Fil Bo Riva’s concert to start. Full glasses in the hands, cigarettes smoked, the audience was starting to lose patience. It did not stop the crowd to get bigger and bigger and at some point I even wondered if the walls just moved and the room expended as it looked so different from the empty bar I entered less than two hours before.

Lisa Mitchell

 The Appearance

And he appeared. Without even seeing him on stage, one understood that something was happening. Voices of obvious fans were getting louder, people started to wriggle, fog and smoke filled up the room and bright colours finally lit up the singer. With a laid-back attitude and a deep, raspy voice he immediately seduced his audience which started to dance and follow the beats of the drum and the sensuality of his voice. The 24-year-old ventured a few unintelligible jokes which only the fans facing him appeared to understand. He kept the excitement on the edge with abrupt song endings, mixing beats and dynamics with softer and melancholic rhythms.

Fil Bo Riva in groove

The jam-packed room did not allow much dancing so for those who wanted to relieve themselves of the week’s stress and unleash their passions on the dance floor, the concert was a perfect way to start the night and get ready to dive into the next clubbing atmosphere.

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SUMMARY

Groove station: Good for chilling and having a drink at the bar, as well as for smaller „one person on the stage“ concerts or sweaty audience and band connections but too small for Fil Bo Riva, I guess it would have been better for his poetic performance to have a little distance with the audience.

Fil Bo Riva: A talented young guy from Rome, Dublin and now Berlin. My expectations were not met, live not so „blow me away“ like in stereo, a little bit disappointing in that way.

Lisa Mitchell: A girl from Down Under, nice voice and honest lyrics, once a participant of the show Australian Idol (by the way), I want to see her again!


Text: Louise Demelas

Summary: Bianca Kloß

Fotos: Susann Schmidt

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Allgemein

Poetry Slam zum Asisi Panorama „Dresden 1945“

Im Stadtteil Reick im Dresdner Südosten finden wir die Überreste einer alten Dresdner Gasanstalt. Zwei Gastanks stehen noch und in einem der beiden findet nun Kultur statt. Wo sich früher die Kubikmeter  ausbreiteten, strömen nun Besucher in den Behälter welcher nun im halbjährigen Wechsel zwei 360 Grad Panoramen des Künstlers Yadegar Asisi beherbergt. „Dresden im Barock“ und „Dresden 1945“. Auf 27 Meter hohem bedrucktem Stoff sieht der Besucher ein immenses Wimmelbild mit vielen versteckten Details. Das Bild „Dresden 1945“ ist eine Moment Aufnahme nach der Bombennacht. Es ist überfüllt mit grauem Schutt. Ein tragischer Anblick. Die Augen sind überfordert von den vielen kleinen Teilchen und nur langsam gelingt es mittendrin einzelne Szenerien zu erspähen. Auf 3000 m² Bildfläche ein zerstörtes Dresden – sonst ein Museum, öffnet das Panometer seine Pforten heute Nacht für eine besondere Veranstaltung. Stühle stehen im Rund und Menschen sitzen gespannt und fein geputzt in froher Erwartung an das was heute Abend passieren soll. Poetry Slam. Ein Wettstreit der Dichter.

Vier der Besten Slammer*innen Deutschlands fassen die Februar Bombardements lyrisch in Worte. Der junge Moderator Christian Meyer schafft es trotz des schweren Themas für eine lockere Atmosphäre zu sorgen. Mit dabei sind Wahl-Dresdnerin Bonny Lycen, Carmen Wegge, Rudi W. Berger – mit 92 Jahren der älteste Slammer Deutschlands und Sven Hensel seinerseits PoetrySlam Meister von Nordrhein-Westfalen.

Der Slam zusammengefasst in einem Poetry:

Beim Eintritt, nach jedem Schritt, ein neuer Blick, immerzu verzwickt.

Rauchschwaden am Himmel, zerbombte Häuser – welch Wimmel

Bild umrundet die Betrachter, beträchtlich nach Details trachtend.

Zu Asisis Kunst gesellt sich Poesie, das ist audiovisuelle Magie.

Poetry Slam im Panometer, Dresden ’45 steht auf dem Tachometer.

Runde eins thematisch offen, es wird bunter Reim vergossen.

Sven Hensel outet sich als Wunderbärchen, erzählt ein Angst-Mut-Märchen.

Carmen Wegge lädt zum Männerabend ein, Held Marco Reus wird dabei sein.

Bonny Lycen torkelt an der Elbe entlang, zur Liebeserklärung einen Hang

und Rudi W. Berger ist auch von der Partie mit der Umweltaktivistin Franzi.

Runde zwei erfordert Dresden ’45 Bezug und somit auch viel mehr Mut.

Eintauchen in Bombenhagel und Tod, undankbare Gedanken – Blutrot.

Sven Hensel als Zeitreisender unterwegs, spricht dreisprachig stets.

Carmen Wegge im Hier und Jetzt, beobachtet Fremdenhass, der verletzt.

Bonny Lycen ist mittendrin, Fliegeralarm und tote Kinder – einfach nur schlimm.

und Rudi W. Berger mit seinen 93 Jahren, will den Zeitzeugenblick wahren.

Respect the poet, so Christian Mayer zu Moderationsbeginn.

Respect the homeless, the current refugee, so der schließende Aussagesinn.

Die Publikumsjury- sechs an der Zahl – hat bei der Wertung die Wahl:

Gewinnerin Bonny beendet die Show mit Luther, Goethe und Tim Bendzko.

Noch bis zum 11. Juni lässt sich das tragische Bild bewundern, dann wird gewechselt und ab dem 17. Juni bestaunt der Besucher wieder das prunkvolle Barocke Dresden.

Text: Vinzenz Buhl, Poetry: Birte Gemperlein

Fotos: Kiss & Tell Communication

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9. Sinfoniekonzert in der Semperoper

Vor 190 Jahren wurden die Palmsonntags-Konzerte eingeführt. Ursprünglich waren sie als Benefizkonzert gedacht, um Hinterbliebenen von verstorbenen Musikern finanziell unter die Arme zu greifen. Reinhard Goebel leitet diese Konzerte jetzt seit 5 Jahren in der Semperoper. Dieses Mal wurde von der Sächsischen Staatskapelle Dresden und von dem Dresdner Kammerchor das Oratorium „Holder Friede, heilger Glaube“ und „Dettinger Te Deum“ aufgeführt. Vorher gab es vom Dirigenten eine ziemlich interessante Einführung zu den Stücken und Komponisten. 

Georg Philipp Telemann

„Holder Friede, heil`ger Glaube“ ist ein Oratorium zum Andenken an den 200 jährigen Religionsfrieden und wurde von Telemann geschrieben. Dieses Jahr wurde es anlässlich seines 250. Todestages aufgeführt. Telemann hat über 3000 Musikstücke geschrieben, darunter 1600 Kantaten. Wenn man die Noten zählt, um so den Anspruch der Stücke mit denen von Johann Sebastian Bach zu vergleichen, wären es nur 208 Kantaten. Telemann schrieb viele Übungsstücke für Anfänger und für normale Bürger, um sie nach dem Krieg wieder an die Musik heran zu führen. Außerdem schrieb er Tafelmusiken, welche manchmal auch über 6 Stunden gehen konnten. So konnte man sich die Festmusik des Königshauses in die Bürgerliche Stube holen. Telemann schrieb auch Musik für Dresden, welche sehr virtuos war. Telemanns Werke sind unter den historischen Aspekten zu sehen und zu spielen, wegen musikalischer Besonderheiten würde man sie jetzt eher nicht aufführen.

Händel

Händel schrieb auch Staatsmusik. Die Instrumente und Musik symbolisieren den Krieg. Zum Beispiel Trompetenfanfaren als „Kommunikationsmittel aus der Handy-freien Vorzeit“. Er war musikalisch mit Bach verbunden und mit Telemann befreundet. Deshalb hat er auch Teile aus der Tafelmusik Telemanns verwendet, als er in einer Schaffenskrise steckte. In dem heutigen Werk werden die Arien vom Chor gesungen, da die Räumlichkeiten, in denen es damals gesungen wurde, für Solosänger zu groß gewesen wären. In den Chören wird ein winzig kleiner Textabschnitt immer wieder gesungen bis man meint, es müsse eigentlich jetzt gleich zu Ende sein – und dann dauert es aber noch sehr lang. Diese Stücke sollen die großen Engelschöre symbolisieren, welche sich singend vor Gott verbeugen.
Holder Friede, heil`ger Glaube

Den vier Solosängern wurden verschiedene Rollen zugeteilt. Die Religion wurde von Daniel Ochoa (Bariton) gesungen, der Friede von Sophie Karthäuser (Sopran), die Geschichte von Martin-Jan Nijhof (Bass) und Lothar Odinius (Tenor) sang die Andacht. Im kompletten Stück war die Begleitung eher ruhig und erhaben. Außerdem konnte man die Texte auch in der Musik hören. Wenn von Donner, Blitz und Gewalt gesungen wurde, wurde die Musik auch sehr aggressiv und man hat diese förmlich herausgehört. Der Abschluss war sehr pompös und es ging mit unglaublich viel Applaus in die Pause.

Dettinger Te Deum

Was mir als erstes auffiel, als die Musiker nach der Pause den Saal betraten, war, dass es mehr Trompeten gab als vorher. Die Musik war sehr pompös und erinnerte an einen Marsch. Der Chor sang englisch und ich war positiv von der guten Textverständlichkeit überrascht, was an der guten Aussprache des Chores lag. Beim Schlussstück haben die Solisten im Chorgesang mitgesungen und das ganze Orchester hat gespielt. Es war ein sehr würdiger und schöner Schluss des Abends.
Das Ende eines jeden Konzertabends bildet natürlich der Applaus der Zuhörer. Dieser ist auch dieses mal nicht gering ausgefallen. Es wurden noch einmal alle Solisten auf die Bühne geholt. Das Orchester und der Chor mussten oft aufstehen und sich verbeugen. Dann wurde auch noch Michael Käppler auf die Bühne geholt. Er hat das Abendprogramm mit dem Kammerchor einstudiert. Ich habe den ganzen Abend genossen und fand die Veranstaltung wunderschön.

Text: Johanna Rößler

Fotos:
Matthias Creutziger //Pressefotos Staatskapelle.
netzwerk projektziel// Pressefotos Kammerchor.
Die Fotos sind nicht vom Veranstaltungsabend.

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Kulturgeflüster kuratiert: Die Mai Favouriten

Jeden Monat sammelt unsere Redaktionsgruppe Kulturhighlights, die dann in einem Favouriten Video auf YouTube vorgestellt werden. Für Mai haben unsere Autor*innen ein buntes Programm zusammengestellt. Von Märchen Lesungen, über Poetry Slam bis zum finnischen Humpa Konzert ist für jedem etwas dabei.
Habt ihr auch Ideen für unser nächstes Video? Möchtet ihr über Kulturveranstaltungen berichten? Meldet euch gerne bei uns!!

Dresdner Studententage: https://www.dresdner-studententage.de/
Märchenlesungen: http://www.1001maerchen.de/spielplan.php
objekt klein a: Crowdfunding Kampagne: https://www.startnext.com/objektkleina
Eläkeläiset im Beatpol: http://www.humppa.com/
Dead or Alive Poetry Slam: http://www.staatsschauspiel-dresden.d…
Seven Songs for Sunrise: http://www.hellerau.org/seven-songs-f…
Mystic Braves: http://www.mysticbraves.com/

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Musik

Sarah Lesch im Jazzclub Tonne

Mehrere Gitarren stehen auf der Bühne im Jazzclub Tonne bereit, Kerzen schimmern und die Gäste warten gespannt auf den Auftritt. „Macht ihr ruhig Pläne, ich steh am Rand ich sehe euch und ich bin nicht allein Hinter mir stehen mehr und mehr Weltfremde. Die passen auch nicht hinein“ singt Sarah Lesch und spielt damit ihren wohl aktuell erfolgreichsten Song auf der Bühne.

Gerade so haben im Jazzclub Tonne alle Konzertgäste hineingepasst. Das Konzert ist seit Wochen ausverkauft und so staut sich schnell die Luft im beschaulichen Gewölbekeller. Sarah Lesch ist eine Liedermacherin mit anspruchsvollen Texten. Sie sind oft kritisch und besingen die großen und kleinen Probleme dieser Welt. Den Song Testament hat sie ihrem Sohn gewidmet und kritisiert darin die Konsumgesellschaft und den Wunsch der Menschen immer angepasst zu sein und alles mitzumachen. „Alle finden´s scheiße aber alle machen sie mit“, singt Sarah und im Publikum stimmt zustimmend ein. Nur wenige Zeilen von Sarah Lesch sind Mitsing geeignet es finden sich nicht viele eingängige Refrains. Das Publikum in Dresden hört lieber zu. Es ist super still im Zuschauerraum. Bis der letzte Akkord verklingt, denn dann gibt es lauten Applaus und jubelnde Rufe.

Flauschige Schafe und Sansibarsand

Die durfte auch bereits Lukas Meister entgegennehmen. Der Künstler eröffnete den Abend und singt über flauschige Schafe und Sansibarsand. Seine Texte sind sehr metaphorisch und mit Bildern geschmückt. Bis auf den vielleicht kürzesten Song der je auf dieser Bühne gespielt wurde. Er beginnt mit den Worten „Hast du das alles nur getan, um mich ins Bett zu kriegen?“ Damit sei dann auch alles gesagt, meint Lukas schmunzelnd.

Im weiteren Abend begleitet der Gitarrist Sarah Lesch im Background und begeistert dabei mit einigen Gitarren Solis und anspruchsvollen Zupftechniken. Er wechselt zwischen Gitarre, Mini Keyboard und Mundharmonika hin und her und schafft dabei eine super abwechslungsreichen Sound. Auch Benni Benson tritt als Background Gitarrist von Sarah Lesch mit auf und verleiht mit seinem Gitarrenspiel dem Sound einen sehr atmosphärischen Klang.

Songs schreiben auf dem Tankstellenklo

Die klare helle Stimme von Sarah führt durch den Abend, der viel mit persönlichen Geschichten aus Sarahs Leben ausgeschmückt wird. Sie erzählt, wie Songs auf den Standstreifen der Autobahn entstanden sind oder auf dem Tankstellenklo. Die kleinen Geschichten machen das Konzert auch zu einem sehr persönlichen Erlebnis. „Wenn man schon jeden Tag ein Mikro vor der Fresse hat, kann man auch mal was sagen“, findet Sarah und spricht über Mütter die in Kriegen ihre Kinder verlieren und ergänzt: „Manchmal komme ich mir ganz schön blöd vor, weil ich weiß bin und heterosexuell und eigentlich keine Ahnung habe, was es bedeutet von Terror betroffen zu sein.“ Trotzdem hat sie versucht einen Song darüber zu schreiben. Das macht sie immer so, wenn ein Thema sie nicht mehr los lässt. Genauso hat sie auch einen Song über Suchtprobleme geschrieben.

Schnaps und Liebe

Aber natürlich gibt es auch bei Sarah Schnaps und Liebe, so wie sie den zweiten Teil des Konzerts ankündigt. Es geht um Reisen und Strände und Träume. „Wir brauchen nichts grade außer ein bisschen weniger Luxus“ singt Sarah und ein bisschen mehr Stimmung wäre sicher auch nicht verkehrt. Denn so zauberhaft und ruhig der Abend auch ist, die Füße schmerzen, wenn man nicht tanzen kann.

Doch insgesamt ist Sarah Lesch eine großartige Künstlerin, die ihre Anliegen und Botschaften mit klugen Worten und Ratschlägen in die Welt trägt und Lieder für jede Lebenssituation geschrieben hat. Ihre lockere Art schafft spontane Momente auf der Bühne die jeden Konzertabend einzigartig machen.

Text und Foto: Meike Krauß

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Film

Ein Einblick in die Internationale Jugendjury beim Filmfest Dresden 2017

 

Das Filmfest in Dresden ist ein jährlicher Höhepunkt der Kulturszene. Eine Woche lang sind die Kinoprogramme voll mit spannenden internationalen und nationalen Kurzfilmen. Natürlich gibt es auch einige Preise zu gewinnen. Einen Preis durfte die Jugendjury verleihen. Der goldene Reiter für den internationalen Wettbewerb wurde vom Medienkulturzentrum Dresden und dem Programmkino Ost gestiftet. Janek Wuigk war Mitglied in der Jugendjury und berichtet von seinen Erfahrungen.

Es war eine unheimlich vielseitige, spannende Woche, welche ich zusammen mit Raphael und Lisa erleben durfte. Einen Großteil davon verbrachten wir in der Schauburg. Da hieß es mehrere Tage hintereinander gucken, streiten, herausstreichen. Filme die nicht verschiedener sein könnten zu debattieren, ist wirklich nicht gerade einfach. Manchmal ist man aufgrund der Vielfalt auch selbst hier und da angeekelt oder abgestoßen, das gehört dazu. Manchmal ist es dafür umso überraschender, was die Filmemacher*innen sich so alles Tolles ausgedacht haben.

Als Jugendjury hatten wir eine super Betreuerin. Sie hat uns empfohlen, dass wir erstmal drei Filme pro Wettbewerb herausstreichen. Wir hatten aber vollkommene Freiheit, was den Entscheidungsvorgang anging. Vorher haben wir aber noch relativ neutral die Qualitäten und Schwachstellen der jeweiligen Filme genannt. Dann haben wir uns noch entschieden, den besten Film des jeweiligen Blocks ein Plus zu geben und eine Markierung für potenzielle lobenswerte Erwähnungen. Diese fallen meist aus der Kategorie für Preisanwärter, verdienen jedoch Anerkennung für ihre coolen Ideen.

Preisverleihung Filmfest 2017 am 08.04.2017 in Kleines Haus in Dresden . Foto: Oliver Killig

Doch nicht nur das war schwierig. Irgendwie hatte ich ab und an ein kleines Problem aufzustehen und zu winken, als die Jugendjury anmoderiert wurde: Wenn mein Name kommt? Oder wenn sie klatschen? Überhaupt aufstehen? Einmal stand ich auch noch leicht gebückt da, weil ich mich nicht entscheiden konnte, das war etwas komisch.

Der goldene Reiter geht an…

Ein anderer toller Aspekt vom Jugendjurysein war der Zugang zu jeder Veranstaltung des Filmfests (und alkoholfreie Freigetränke in der Schauburg,). Außerhalb vom Internationalen Wettbewerb war der Besuch der mitteldeutschen Filmnacht, eine Veranstaltung mit vielen umwerfenden und wirklich charmanten Ideen, die einen zum Lachen, Staunen und Nachdenken brachten. Dort traf ich auf Gwan, ein syrischer Geflüchteter, dessen Film, bei dem er mitwirkte, gezeigt wurde. Zufällig kannte ich ihn schon über eine Freundin schon vorher und er hat mir schon bei der Eröffnungsveranstaltung gewunken. Ich sah tatsächlich so viele bekannte Gesichter und Freunde, dass ich nochmal ein Gefühl für die Größe und Verankerung vom Filmfest in Dresden bekam.

Auch die offenen Veranstaltungen des Open Air-Kinos hatten eine überraschend gute Bild und Ton Qualität und sind bei gutem Wetter nur weiter zu empfehlen!

Preisverleihung Filmfest 2017 am 08.04.2017 in Kleines Haus in Dresden . Foto: Oliver Killig

Am Donnerstag, zwei Tage vor Preisverleihung, haben wir dann, da jeder Block einen Film besaß der auffiel, die Top 6 zusammengetragen und ab hier ergaben sich die verschiedensten Geschmacks- und Meinungskonstellationen. Raphael und ich gegen Lisa – Lisa und Raphael gegen mich und so weiter, es wurde erbittert verteidigt und oft tat es allen irgendwie leid, wenn ein weiterer Film gehen musste. Als wir uns dann zu den Top drei gekämpft haben, schliefen wir eine Nacht darüber und trafen dann nach erneuten Sichten der Top 3 bei Steffi die Entscheidung für unseren Gewinner. „Planemo“ von Veljko Popvić, da er durch starke Metaphern und einzigartige Animationen Qualitäten mehrerer potenzieller Gewinner vereinte. Ich selbst war anfangs nicht für ihn, da die Interpretation meiner Meinung nach doch etwas schwer ausfiel, doch bin ich sehr glücklich, dass er es doch geworden ist, unter anderem da Veljko uns selbst anschließend noch mal erklärte wie viel dieser Preis  für ihn bedeutet.  In Kroatien hat sich gerade eine nationalistische Regierung geformt,  die  Geldgeber und die Filmszenezene selbst unterdrückt, da die Filme nicht patriotisch genug seien und sonst nichts nützen. Die Aufmerksamkeit durch diesen Preis helfe dagegen etwas zu tun. Außerdem bekamen ein, zwei Filme unserer engeren Auswahl auch Preise, was ein gutes Gefühl gab. Die Preisverleihung brachte wirklich noch mal Herzklopfen und hatte durch die überrumpelten Preisträger eine charmante Atmosphäre. Ein toller Abschluss. So kann ich nur jedem Jugendlichen empfehlen, sich zu bewerben und mit dieser unheimlich dankbaren Arbeit selbst Teil dieses inspirierenden Festivals zu sein!

Text: Janek Wuigk

Fotos: Oliver Killig

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Film

Vinzenz Buhl beim Filmfest Dresden 2017

 

Die Redaktion Kulturgeflüster war Tag und Nacht auf dem Filmfest Dresden unterwegs und hat viele spannende Eindrücke gesammelt und neue Kontakte gesammelt. Vinzenz Buhl hat über seine Erlebnisse einen kreativen Film gedreht.

Text und Schnitt: Vinzenz Buhl

Kamera: Vinzenz Buhl und Amelie Schmidt

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Ausstellung Film Fotografie Kunst

Ausstellungseröffnung: ZEITRISSE -Beyond the Frame – GALERIE RASKOLNIKOW

Es ist eine besondere Ausstellung für David Campesino. Nach langjähriger Arbeit als Fotograf und Filmemacher ist diese Ausstellung ein großer Schritt für ihn, da er nun spürt, wie er beginnt einen eigenen Stil zu finden. Untermalt wurde die Eröffnung am 12. April durch psychedelische live loop experimental Klänge am Rande der Wahrnehmung von ArYstan. Folgt dem Link für einen lohnenswerten Einblick.

Campesino lässt die Grenzen zwischen bewegtem Bild und Fotografie verschwimmen. Oder verglitchen. Bei einem Stipendium in Österreich legte er die Künstlerehre zusammen mit der Spiegelreflex bei Seite und rannte einen Monat lang mit einem Telefon herum um die Panorama Funktion an die Grenzen zu bringen. Wie ein wild gewordener Tourist habe er sich gefühlt. Heraus kamen interessante Darstellungen bewegter Abläufe im Standbild. Außerdem experimentierte der spanische Künstler mit der Zusammenstellung verschiedener Bilder, zu neuen Geschichten.

Foto mit freundlicher Genehmigung: Günter Starke

Bestaunt werden können die Kunstwerke noch bis zum 20. Mai in einer kleinen, aber feinen Galerie Raskolnikow die direkt über dem gleichnamigen Restaurant in der Böhmischen Straße 34 zu finden ist.

Unterstützt wurde die Ausstellung vom renommierten Fotografen Günter Starke der für seine Dokumentarischen Fotos der Dresdner Neustadt bekannt ist und den mit ihm verbundenen „Forum für zeitgenössische Fotografie“. Der Verein möchte außerdem im Herbst in einer Ausstellung junge Dresdner Fotografie vorstellen. Egal ob Selfie, Installation, Stopmotion Arbeit oder Analoges Werk. Noch bis zum 28. April können die Beiträge eingereicht werden. Also frisch ans Werk liebe Freunde starker Bilder!

Hier der Link zur Ausschreibung:

http://www.fotoforumdresden.de/ausstellung-junge-fotografie-dresden.php

Und die Galerie Öffnungszeiten:

Dienstag bis Donnerstag: 10.00 – 15.00 Uhr
Mittwoch bis Freitag 15.00 – 18.00 Uhr
und Samstags von 11.00 – 14.00 Uhr

Wer gerade nichts mit dem Namen David Campesino anfangen kann erinnert sich vielleicht noch an dieses Video aus dem letzten Jahr:

Text: Vinzenz Buhl

Foto: Günter Starke

 

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Allgemein

6. Lange Nacht der Theater Dresden im Schnelldurchlauf

In Dresden war am 1.April Theaternacht. Hierfür gab es in ganz verschiedenen Spielstätten kurze Einblicke in Programme und vielfältige Programmpunkte. Birte saß in unserem Hörfunkstudio und erzählt über ihre Erlebnisse:

6. Lange Nacht der Theater Dresden im Schnelldurchlauf

Hallo und herzlich willkommen bei Kulturgeflüster. Mein Name ist Birte Gemperlein und ich nehme euch nun mit auf eine rasante Fazitreise zum 1. April. Denn da war es wieder einmal soweit. Nein, es folgt jetzt kein Best-of vergangener Aprilscherze, sondern es geht um die 6. Lange Nacht der Dresdner Theater. Das Prinzip dieser Kulturveranstaltung: Man kauft sich für ein paar Thaler ein Eintrittsbändchen und hat dann den gesamten Abend über Theater. Oder Oper oder Kabarett oder Tanz. Insgesamt 20 Veranstalter hatten an diesem Abend ihre Pforten für jeweils ca. 30-minütige Programme geöffnet. Wer jetzt mitgerechnet hat, merkt schon, es ist mehr als kaum möglich, alle Bühnen zu erklimmen. Ich hab mir deswegen schon im Vorfeld ein paar Stücke rausgesucht, die ich unbedingt sehen wollte.
Los ging es für mich im Schauspielhaus, über dessen Presseabteilung mein Theaterbändchen auch gesponsert wurde.

Als Astrid Lindgren-Kind wollte ich mir Mio, mein Mio nicht entgehen lassen – Kindertheater nach dem gleichnamigen Buch der schwedischen Kinderbuchautorin. Junges Ensemble mit viel Spielfreude, das die Geschichte des Waisenjungen Mio erzählt, der nach der Bekanntschaft mit einem Flaschengeist ins Land der Ferne reist, um seinen unbekannten Vater zu treffen und mit ihm Abenteuer zu erleben. Die atmosphärische Dichte sowohl von der Erzählung her als auch auf musikalisch-akustischer Ebene machen ein aufwendiges Bühnenbild nicht notwendig bzw. kann das tiefe Schwarz die Unendlichkeit vom Land der Ferne super vermitteln. Fazit: Eierkuchenessende Schauspieler in einem träumerisch-fantasievollen Stück – genau nach meinem Geschmack.

Vom Kindertheater ging’s dann weiter in die Comödie. Große Erwartungen meinerseits, weil ich in der Programmumschreibung von „Filmgeschichte“ las und sofort Bilder aus der Anfangszeit des Films um 1900 herum in meinem Kopf aufploppten. Es folgte ein unterhaltsamer Ausschnitt aus der Comedy-Revue „Ganz großes Kino“. Die 80er und 90er Filmhits Bodyguard, Pretty Woman und Dirty Dancing sowie die Liebeskomödie Schwer verliebt aus dem Jahr 2001, wurden auf ihre Kernszenen komprimiert und mit viel rotzigem Witz und Ironie parodiert. Musikalisch begleitet wurde von der Band The Firebirds, die mit viel Charme und Slapstickeinlagen die Originalhits performte. Fazit: Kurzweilig, schauspielerisch und musikalisch überzeugend, dennoch etwas clichébelastet, aber das mag auch daran liegen, dass die angespielten Filme für mich persönlich nicht gerade „ganz großes Kino“ sind und ich eben mit einer nostalgischen Zeitreise in schwarz-weiß Bilderwelten gerechnet hatte.

Nächstes Theater: Theater Junge Generation. Ich habe aus Versehen den Bühneneingang zur Staatsoperette genommen, der Pförtner zunächst erbost, verzeihte mir das Versehen und erläuterte mir am Fluchtplan meinen Standort und den Weg zu meinem eigentlichen Ziel. Ich flüchtete also nach Plan zum Haupteingang des TJG. Leider geriet meine Struktur da ins Straucheln, denn genau zu dieser vollen Stunde pausierte das TJG.
Gut, dass der Innenhof des Kraftwerks, der noch recht jungen gemeinsamen Produktionsstätte vom Gespann Staatsoperette und TJG, so heimelig eingerichtet war. Kleine Kraftfutterwerke konnten da erstanden und in lauer Sommernachtsatmosphäre verputzt werden.

Ich hab mir dann gedacht, weil der Pförtner von der Staatsoperette so nett war, sollte ich vielleicht einfach mal seinen Arbeitgeber besuchen. Etwas Revueshow – warum nicht. In der Staatsoperette wurde nämlich das Travestitendramusical „La Cage aux Folles“ gespielt. Ich hatte überhaupt keine Ahnung worauf ich mich einlasse und war dann positiv überrascht. Erzählt wird die Geschichte eines homosexuellen Travestiestars, der sich für ein Kennenlernen der erzkonservativen Eltern seiner zukünftigen Schwiegertochter seinem Sohn zuliebe in heterosexuelle Schale werfen will. Auch wenn Operette nicht unbedingt meins ist, war die Darbietung erfrischend, sehr komödiantisch und insgesamt eine runde Sache. Das Orchester klang mitreißend, der über den Orchestergraben wuschelnde Haarschopf des Dirigenten zeugte von dynamischer Leidenschaft.
Fazit: Kurzweilig, bunte Bühnenshow, tolles Bühnenbild und die schöne, starke, klare Aussage „Es hat keinen Sinn, wenn man nicht sagt, ich bin, was ich bin.“

Auf’s TJG hatte ich mich schon im Vorfeld gefreut. Denn im Stück „The Season“ trifft Puppenspiel  auf Text von Käptn Peng, der als wortgewandter Rapper bekannt ist und in dem Fall aus dem englischen Original des kanadischen Hip-Hopers Socalled übersetzte. Ja, die Wortwahl war frisch und keck, aber meiner Meinung nach etwas zu aufgesetzt jugendslangig. Etwas mehr Struktur in der Handlung wäre außerdem ganz gut gewesen. Ohne den Programmflyer hätten mir inhaltliche Anhaltspunkte gefehlt und ich hätte nicht unbedingt gewusst, dass es hier um die zeitgemäße Frage geht, ob das Boot bzw. der Wald voll ist. Das Bühnenbild und die Schauspieler konnten unabhängig vom Inhalt aber überzeugen. Und die Klappmaulpuppen wurden wirklich leidenschaftlich bespielt. Der Band, die im erhöhten Bandgraben saß, fehlte es wiederum etwas an frecher Frische, zumindest wirkten die Musiker eher nüchtern auf mich. Fazit: Was nützt einer Inszenierung der spielfreudigste Schauspieler, wenn dieser durch luftigen Inhalt bedingt keinen Platz für Entfaltung hat. Viel aufgedrehter Sesamestreet-Lärm um nichts.

Zum Abschluss des Abends wollte ich mich nochmal aus dem Dresdner Zentrum rausbewegen, um auch den unbekannteren, kleineren Theatern eine Chance zu geben. Hoppes Hoftheater klingt unkompliziert, gemütlich und nach schauspielerischer Nähe. Das Stück „Das Herz eines Boxers“ könnte ein guter Abschluss werden, dachte ich mir. Außderdem wollte ich das bislang Gesehene etwas sacken lassen. Ich hätte theoretisch eine der Buslinien nehmen können, die extra für die Theaternachtgäste organisiert wurde und so wie das gesamte Netz der DVB auch gratis genutzt werden durfte. Doch „I want to ride my bicycle“. Meine Orientierung als noch nicht ganz sattelfeste Ortskundige versagte etwas…so rollte ich ohne Boxerdrama durch die laue Frühlingsnacht.

Gesamtfazit: Einerseits eine tolle Veranstaltung und insbesonder für Menschen, die sich vom Eventcharakter angesprochen fühlen, eine tolle Aktion. Für die teilnehmenden Theater eine wunderbare Werbeplattform, denn unabhängig von Preiskategorien und Aufführungsterminen kann Theaterinteressierten das Reinschnuppern ermöglicht werden und Karten für die kompletten Stücke vermarktet werden. Was mich am Theater fasziniert, ist neben einer überzeugenden Darbietung auch die Auseinandersetzung danach. Ich interpretiere gerne rein in Requisiten, Bühnenbilder, Text, also ins Gesamtprodukt. Das ist ein Punkt, der bei der Theaternacht wahrscheinlich leider etwas zu kommt. Schön wäre es, wenn ich weniger hetzende, drängelnde Besucher und dafür mehr verweilende, diskutierende gesehen hätte.

Mein Motto zum Schluß: Lieber Treibenlassen mit bleibendem Entzücken, als hetzender Kulturkonsum mit Magendrücken.

Text und Produktion: Birte Gemperlein

Fotos: Klaus Gigga und Daniel Koch/ Pressefotos Theaternacht

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Film

Ich habe noch 100 Worte über…- Kurzrezensionen zu Kurzfilmen des 29. Filmfest Dresden

 

Frei nach dem Zitat „Entschuldigung, ich nehme mir einfach mal die Zeit, mich ausschweifend kurz zu fassen.“ entsteht hier eine Review-Revue zu Kurzfilmen des 29. Filmfest Dresden. Nein, philosophischer Quatsch. Die Wortanzahl wurde zum 1.April gesetzlich-literarisch reglementiert. So stehen Kurzrezensionen nach neuster Definition nur noch 100 Worte zu. Und der Übrigkeit ist Folge zu leisten.

 

Limbo – Regie: Konstantina Kotzamani. Frankreich/Griechenland. 2016.

Zwölf Jungen, ein Walkadaver und ein mysteriöser, weißer Junge. Eine dystopische Kulisse aus Wasser, Schlamm, Gras und Pfahlhäusern. Bläulich-düstere Farbgebung. Nebel. Einstellungen konstruiert wie Gemälde. Nahaufnahmen ausdrucksstarker Gesichter. Verlorenheit erzeugt durch einsam positionierte Kinder und Landschaften am unteren Bildkader. Wenig Worte, viel Unbehagen. Flüstern. Raunen. Ängstliche Blicke in die Ferne, vorbei am Zuschauer. Ziehender Sound. Spärliche Requisiten. Keine Erwachsenen. Keine Mädchen. Marienverehrung und Glaube. Ist der weiße Junge tot oder lebendig? Kann er die Jungen zum geheimnsivollen, verwesenden Wal führen? Ein Film, der atmosphärisch fesselt und sowohl dramaturgisch, schauspielerisch als auch kamera- und soundtechnisch fasziniert. Für Fans mysthisch, bildgewaltiger Geschichten.

 

 

 

Elisa – Regie: Kristina Kean Shtubert. Deutschland. 2016.

Ein zartes, blondes Mädchen, eine zarte, blonde Mutter. Liebevoll. Verspielt. Abrupt: „Hast du gekratzt?“ – „Das war nicht ich!“ Eine harte blonde Mutter. Unterbrochene Liebe. Ein Vertrauensbruch. Gegenseitig. Elisa soll es lassen. Elisa will die Mutter nicht lassen. Ab ins Bett. Schlafenszeit. Tür zu. Fesseln gegen den Kratzkampf. Gedanklich und physisch. Doch im Kratztraum taucht Elisas Gegenspielzwilling wieder auf, erstickt Elisas Ängste. Ein zartes, blondes, braves Mädchen und eine zarte, blonde, zufriedene Mutter verlassen die Wohnung am nächsten Morgen. Elisa bleibt zurück. Zurück mit ihren Problemen. Pastellfarbene, reine Kulissen treffen auf dunkle, psychische Belastungen. Kaum Worte. Viele Fragen. Gänsehaut pur.

 

 

 

Freibadsinfonie – Regie: Sinje Köhler. Deutschland. 2016.

Das Freibad. Filmsinfonie in einem Satz. Form: Parallelmontage. Tempo: entspannt. Tonart: klassisch-harmonisch bis modern-sprunghaft. In den Leitmotiven: Vater und Sohn als Festigung-der-Beziehung-durch-ein-mehr-oder-weniger-gemeinsames-Erlebnis. Mädelsclique und Jungsclique als Wirren-der-spontanen-Kurzzeitliebe-im-Smartphonezeitalter. Zwei studentische Freundinnen als notwendiger Tratsch. Eine neugierige Bankbekanntschaft als penetrante und doch charmante Störung. Und ein Stammkunde als unersetzlicher Kontrollfreak und Hassliebe des Bademeisters. Melodisch begleitet von Freibadsound (Juchzen, Schreien, Planschen, Glucksen). Das Gewitter in der Rolle des erfrischenden Endes. Momentaufnahmen des Freibadalltags, die zum Schmunzeln anregen. Gefilmt in nostalgisch-melancholischem Schwarz-Weiß-Kontrast. Geistreiche Dialoge und eine gute Portion Situationskomik.

 

 

 

Import – Regie: Ena Sendijarevic. Niederlande. 2016.

Eine bosnische Familie in einem niederländischen Dorf. Der Vater richtet die Satellitenschüssel ein. Er versucht es. Dem hilfsbereiten Nachbarn gelingt es. Die Mutter putzt im Krankenhaus. Kümmert sich nebenbei um Patienten. Belebt einen wieder. Die Eltern: verhalten, unsicher. Die Kinder: ausgelassen, neugierig. Bis sie dem Zigeunerjungen auf dem Spielplatz keinen Keks geben wollen. Gerangel. Böse Blicke der anderen Kinder: „Verpisst euch in euer eigenes Land.“ Im Fernsehen: Bilder vom Krieg und Zeichentrick. Abends eine aufbauende Umarmung. Ein Film vom mühsamen Ankommen in einer fremden Umgebung. Ausdrucksstarke, überlange Einstellungen im 4:3 Format mit viel Luftraum – atmosphärische Unsicherheit, Zweifel. Kunstfilmcharakter. Beeindruckend.

 

 

 

Painting with History in a Room Filled with People with Funny Names 3 – Regie: Korakrit Arunanondchai. Thailand. 2015.

Goldener Reiter Kurzspielfilm – Internationaler Wettbewerb. Die Jury ist beeindruckt. Ich auch. Allerdings eher von den unterschiedlichen ästhetischen Wahrnehmungen. Rekonstruktion meiner Erinnerungen: Farbbekleckste Körper. Rap. Bangkok. Jeansjacken. Naturaufnahmen wie aus Reisewerbespots für spirituelle Kurzreisen. Direkte Kamerablicke. Weiche Slowmotion. Rap. Chaos. Suche den roten Faden. Finde ihn nicht. Asiatische Sprecherstimmen. Skylines. Jeeps. Wie ein Dokutrailer. Exotische Landschaften. Jeansjacken. Ich sehne das Filmende herbei. Klangspiritualität. Jeansjacken. Ungeduld. Denimrap. Ende. Ich: erleichtert. Meine Sitznachbarn: begeistert. Fazit: 1. Expanded cinema ist wohl nicht so meins. 2. Ich war vielleicht nicht in der richtigen mood für dieses Kunstwerk? 3. Die Programmzusammenstellung ist künstlerisch sehr ausgewogen.

 

 

 

Text: Birte Gemperlein

Fotos: © FILMFEST DRESDEN